Winterschlaf #43
Winterschlaf oder nachtaktiv?
Meterhoch stapeln sich die Decken.
Jedenfalls fast.
Schauen Sie genau hin, sehen Sie, wie sich der Deckenberg sanft hebt und senkt.
Bei genauem Hinhören lässt sich hin und wieder ein leichtes Röcheln vernehmen.
Das war schon letztes Wochenende so, vorletztes, und vorvorletztes…
Sie horchen noch einen Moment – Diagnose: stabiler Zustand.
Dann drehen Sie sich ab, schleichen auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und schliessen die Türe leise hinter sich.
Eine Stunde später, der Zeiger rückt gegen 15.00 Uhr, reisst Ihr Geduldsfaden.
Schwungvoll und gar nicht etwa leise, treten Sie ins Zimmer, wünschen forsch «Guten Morgen», reissen die Vorhänge auf und bleiben mitten im Zimmer stehen.
Nichts.
«Guten Morgen!»
«Guten Morgen!!»
«Guten Morgen!!!»
Da! Da war eine Reaktion!
Ein Grunzen unter dem Deckenberg.
Der Berg zittert, schaukelt hin und her und am unteren Rand kommt ein Stück Fell zum Vorschein.
Nein, das müssen Haare sein, darunter folgt nämlich ein pickliges Gesicht.
Gut, Gesicht ist vielleicht etwas hoch gegriffen, aber nach einigen Litern Wasser und etwas Seife könnte es eines werden.
«Wie lange hast du eigentlich noch vor, in deiner Höhle zu schlafen! In einer halben Stunde fahren wir los, du bist geduscht, gekämmt, sauber angezogen und bereit!»
Das war mal eine Ansage. Jahrelange Erfahrung mit jungen Männern. Sie haben schon zwei Jungbären in die «freie Wildbahn» entlassen, aber der dritte schlägt in Punkto Schlafen alles, und im Winter bekommen Sie ihn kaum aus dem Bett.
Wäre der Winterschlaf nicht schon erfunden, Ihr 17-jähriger könnte ein Patent darauf lösen.
Kommt Ihnen diese Geschichte bekannt vor? Sie funktioniert übrigens auch mit Mädchen.
Die junge Generation kann manchmal bis tief in den Nachmittag schlafen. Bei uns war das noch anders, wir waren auch am Wochenende immer spätestens um 9 Uhr auf den Beinen. Oder so ähnlich…
Ja, ich weiss, dass die Vertreter der heutigen Langschläger-Fraktion nicht wirklich Langschläger sind, sondern jedes Wochenende zu nachaktiven Wesen mutieren und deshalb am Tag schlafen müssen.
Eigentlich möchte ich Ihnen schon längst etwas über den Winterschlaf erzählen, aber die Quasselstrippe in meinen Gehirnwindungen gibt einfach keine Ruhe. Ich habe ihr jetzt Redeverbot erteilt und wir kommen zum Informationsteil dieses HEIMischen Blogs – an den Namen muss ich mich erst gewöhnen
Bei gewissen Tieren wissen wir, dass sie einen Winterschlaf machen. Zu den bekanntesten darunter gehören die Murmeltiere. Sie verbringen bis zu 9 Monate im Winterschlaf, und man spricht bei ihnen sogar von sozialem Winterschlaf, weil sie sich in Gruppen aneinander gekuschelt zur Ruhe legen. Das hilft den Alten, Jungen und vor allem den Schwachen, durch die kalte Zeit zu kommen. Viele Menschen meinen, dass auch die Braunbären in einen Winterschlaf fallen würden.
Weniger bekannt ist der Winterschlaf der Fledermäuse, umso verblüffender sind die Fakten dazu. Sie senken die Anzahl Herzschläge von rund 600 pro Minute auf zehn und die Körpertemperatur von 37 Grad auf drei bis zehn Grad. Zwischen zwei Atemzügen vergehen 60 — 90 Minuten. Fantastisch, wie die Natur das eingerichtet hat.
Einige Tiere, die einen Winterschlaf machen
Übrigens ist auch bei den Menschen das Schlafbedürfnis im Winter höher als im Sommer. Das hat mit der längeren Dunkelheit und damit verbunden der höheren Melatonin-Ausschüttung zu tun. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, empfehle ich Ihnen die Blogartikel #31 «Melatonin» und #37 «Herbstdepression».
Auch wenn wir Menschen keinen Winterschlaf machen, verbringen wir üblicherweise im Winterhalbjahr mehr Zeit im Bett als im Sommerhalbjahr, umso wichtiger ist das Schlafumfeld. Schafen Sie sich ein kuscheliges Nestgefühl, kreieren Sie eine Umgebung, in der Sie gerne zu Bett gehen. Wenn Ihnen schon beim Zähneputzen vor den kalten Füssen graut, die Sie bald haben werden, ist das fürs Einschlafen kaum förderlich. Es lohnt sich wirklich, alle Register zu ziehen, um die Vorfreude aufs Zubettgehen zu steigern.
Sorgen Sie mit natürlichen Matratzen, Auflagen, Decken und zum Beispiel einem Wärmekissen aus Kirschkernen für ein wohliges Bettklima und passen Sie die Beleuchtung an. Ihr «Winterschlaf» (und übrigens auch der «Sommerschlaf») wird erholsamer.
Und hier noch ein Tipp vom Profi:
Viele Menschen legen höchsten Wert auf eine orthopädisch perfekte Matratze, schenken jedoch dem richtigen Bettklima zu wenig Aufmerksamkeit. Meine Erfahrung sagt unmissverständlich: Es braucht beides!
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Nun freue ich mich, Sie beim Blogbeitrag zum Thema «Valentinstag» wieder dabeizuhaben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohn-Berater und Winterschläfer