Liebeserklärung an einen Baum #29
Die Arve/Zirbe – eine Liebeserklärung an einen Baum
«Im Frühtau zu Berge wir geh’n, fallera
Es grünen die Wälder und Höhn, fallera»
Wir wandern ohne Sorgen
singend in den Morgen
Noch ehe im Tale die Hähne kräh‘n»
Erinnern Sie sich an dieses Lied, das unsere Eltern oder sicher die Grosseltern noch aus voller Kehle gesungen haben?
Ganz ehrlich haben mich als Kind weder der Frühtau, noch der krähende Hahn interessiert und frühmorgens aufzustehen, um auf irgendeinen Berg zu kraxeln, hat, diplomatisch ausgedrückt, nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Die Wanderlust der Eltern ist spurlos an mir vorbeigegangen – und dann auch noch singen! Das ist schon gar nicht in Frage gekommen. Ich habe beim besten Willen nicht einsehen können, wieso es ein Vergnügen sein soll, sich von den dünnen Lederriemen eines alten Rucksacks in die Schultern einschneiden zu lassen, um ihn mühsam den Berg hochzubuckeln, wenn nebenan ein Bahn hochfährt und unten ein Seebad mit einem kühlenden Bad und noch kühleren Glacés lockt.
Denke ich an diese Zeit zurück, tauchen vor allem zwei Erinnerungen vor meinem geistigen Auge auf: Die Trinkflaschen aus relativ weichem, geripptem Plastik mit oben übergestülptem Trinkbecher, in die vorzugsweise Tee eingefüllt wurde. Während Jahren hatte man bei diesen Flaschen die Auswahl aus allerlei Farben – so lange man weiss oder rot wählte. Vergass man den nicht ausgetrunkenen Tee nur einen Tag, dann bildeten sich in der Flasche drin dunkle, unappetitlich aussehende Flecken, die man kaum mehr wegbrachte. Was das genau war, will ich nicht wissen, aber scheinbar hat es mir nicht geschadet 😉 Apropos Getränk: Wenn die Eltern besonders gut drauf waren, erlaubten sie mir eine Tiki Brausetablette anstatt den Tee abzufüllen. Wobei, ganz ehrlich, da war ich hin- und hergerissen: Sollte ich die Brause tatsächlich anmachen oder mir das Vergnügen gönnen, die ganze Tablette wild sprudelnd im Mund vergehen zu lassen…
Die zweite Erinnerung ist eine viel schönere: Wenn ich schon mitgehen musste, bevorzugte ich es, wenn wir nicht in der prallen Sonne aufstiegen sondern in einem Wald oder zumindest in einem Gebiet mit Baumbestand. Das war wesentlich angenehmer. Je höher wir stiegen, desto kleiner und «knorriger» wurden die Bäume. Am meisten jedoch faszinierte mich, wo diese wurzelten. Der eine wuchs aus einer Felsspalte, der andere mitten auf einem Felsen und der dritte irgendwo auf einem Felsvorsprung in der Steilwand.
Standen sie weiter unten noch stolz hochaufgerichtet, dann begegnete man – je höher man stieg – immer abenteuerlicheren Formen. Diese Bäume trotzten jedem Sturm und verharrten teilweise monatelang unter einer meterdicken Schneedecke. Sehe ich heute solche Wunder der Natur – ja, mittlerweile gehe ich gerne wandern – frage ich mich bewundernd, welch unglaubliche Lebenskraft in diesen Bäumen stecken muss.
Sicher fragen Sie sich, wovon ich eigentlich schwärme, womöglich haben Sie es erraten. Es geht um die Arve (lat. Pinus cembra). In Österreich und Deutschland als Zirbe oder Zirbelkiefer bezeichnet. Diesem grossartigen Baum möchte ich mehrere Blogbeiträge widmen, es ist unmöglich, ihm in einem einzigen gerecht zu werden.
Die Arve wird übrigens auch als «Königin der Alpen» bezeichnet, weil ihr in den Bergen schlicht und einfach kein anderer Baum das Wasser reichen kann. Sie wächst zwischen 1400 — 2500 Meter über Meer und hält Temperaturen bis zu sagenhaften ‑43°C stand. Die ältesten bisher gefundenen Exemplare sind um 1200 Jahre alt. Stellen Sie sich das einmal vor! Was hat dieser Baum alles gesehen, erlebt und überstanden?! In seinem Holz steckt die pure Lebenskraft.
Nicht umsonst sind vor allem im Bündnerland die «Arvenstübli» in den Restaurants sehr beliebte Orte für einen gemütlichen Abend. Schon beim Eintreten riechen Sie den einzigartigen Duft und fühlen sich auf Anhieb wohl. Mit einem Arvenöl / Zirbenöl und einem Duftlämpchen oder vielleicht sogar mit einem Arvenraumlüfter holen Sie diese Gemütlichkeit ganz einfach zu Ihnen nach Hause. Diese Produkte eignen sich übrigens hervorragend als wertige Geschenke!
Wir gehen mit grossen Schritten auf die Sommerferien zu, deshalb präsentiere ich Ihnen hier einen besonderen Ausflugstipp: Reisen Sie ins Unterengadin, zuhinterst ins Val S‑charl, südlich von Scuol. Dort liegt auf 2300 m der höchstgelegene zusammenhängende Arvenwald Europas, genannt «God da Tamangur» (zu Deutsch: der Wald da hinten). Auf schweizmobil finden Sie weitere Informationen dazu. Falls Sie tatsächlich einen solchen Ausflug machen, freue ich mich über zugeschickte Fotos. Ich würde diese in einem der nächsten Arven-Blogs veröffentlichen.
Zum Schluss folgt traditionellerweise der Wettbewerb: Wie viele Nadeln trägt die Arve/Zirbe jeweils in einem Nadelbündel? Unter allen richtigen Antworten (bis spätestens 2. Juli) verlose ich ein Arvenkissen «Pinewool».
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In 2 Wochen, beim nächsten Beitrag, geht es um das Schlafhormon Melatonin und ich freue mich jetzt schon sie wieder dabei zu haben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohn-Berater und Arven-Liebhaber
Danksagung:
Herzlichen Dank an Conrad Amber für das kostenlose Nutzungsrecht seiner grossartigen Bilder 🙏
Die Zirbe hat 5 Nadeln in einem Büschel.
Wettbewerbantwort: Die Zahl der Nadeln in einem Bündel ist 5.
Gern nehme ich an der Verlosung teil.
Die Arve hat 5 Nadeln in einem Büschel