Kopfkissen: Wurfgeschoss oder Schlaf-Beschleuniger?

Was waren das für Zeit­en im Som­mer­lager! Nach langer Anreise fieberten wir dem Augen­blick ent­ge­gen, in dem wir endlich die Schläge beziehen durften. Für die nicht Eingewei­ht­en – nein, wir lechzten nicht danach, ver­hauen zu wer­den! Mit Schlä­gen sind die Zim­mer gemeint. Meist führte ein Leit­er ein Rudel Kinder zu ihrem Schlag, das heisst, er ver­suchte zu führen. Nor­maler­weise wurde er links und rechts über­holt, weil es darum ging im Massen­schlag den besten Schlaf­platz zu ergat­tern. Die Beze­ich­nung «Rudel» ist nicht verse­hentlich reingerutscht, son­dern bewusst gewählt. Wie ein Rudel hun­griger Wölfe stürzten wir uns auf die Matratzen. Die beson­ders Schlauen war­fen ihren Schlaf­sack quer durch den Schlag, um so allen anderen zuvorzukom­men. Gerne fol­gte dann auch gle­ich die erste Rangelei, bis die Plätze defin­i­tiv zugeteilt waren – während der Leit­er dem Treiben mehr oder weniger hil­f­los zuschauen musste.

Kaum hat­te er kapit­uliert und sich die Türe hin­ter ihm geschlossen, hechteten wir ans Kopfende unser­er Matratzen.

Dort lag es.

Das Objekt der Begierde.

Bei einem Voll­tr­e­f­fer gab es ein dumpf «plop­pen­des» Geräusch.

Das Kissen!

Gefühlte 3 Hun­dert­s­tel-Sekun­den nach dem der Leit­er abge­zo­gen war, flo­gen die Dinger kreuz und quer durchs Zim­mer, begleit­et von aus­ge­lassen­em Johlen und Hur­rage­brüll bei einem Tre­f­fer! Und ja, es kam schon mal vor, dass sich bere­its in den ersten Lager­minuten ein Kissen ver­ab­schiedete. Entwed­er tem­porär oder defin­i­tiv. Tem­porär, wenn es das Ziel ver­fehlte und durch ein offenes Fen­ster nach draussen segelte, defin­i­tiv, wenn eine über­stra­pazierte Naht den Geist auf­gab und sich die Fül­lung gle­ich­mäs­sig im Schlag verteilte.

Wirk­lich wichtig oder gut für den Schlaf waren diese Kissen nie, als Wur­fgeschosse eigneten sie sich weitaus besser.

Sie, als Leserin oder Leser meines Blogs, möcht­en sich bei mir kaum über Wur­fgeschossen informieren, deshalb schwelge ich nicht mehr länger in Kind­heit­serin­nerun­gen und hoffe, Sie verzei­hen mir den Ausflug.

 

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Das richtige Kopfkissen finden, oder Kissen ist nicht gleich Kissen!

Früher durfte man wählen zwis­chen einem Daunenkissen oder einem Kopfkissen mit Daunen­fül­lung. Wirk­lich ergonomisch war dieses Ding nicht, aber es gab nichts Anderes. Heute haben wir das gegen­teilige Prob­lem: Viele Men­schen sind von den Auswahlmöglichkeit­en über­fordert und bleiben deshalb oft­mals lieber beim alten Kopfkissen, anstatt sich etwas Passenderes zuzulegen.

Aber was passt?

Mein wichtig­ster Tipp zu Beginn: Lassen Sie sich berat­en! Tele­fonisch oder noch bess­er vor Ort, da kön­nen Sie das Kissen gle­ich ausprobieren.

Acht­en Sie jedoch in jedem Fall auf die fol­gen­den Punkte:

  1. Schlaflage

Es gibt Kopfkissen, die sind eher für Seit­en­schläfer geeignet, andere wer­den von Rück­en­schläferin­nen bevorzugt. Acht­en Sie bei der Auswahl unbe­d­ingt darauf, dass das Kissen Ihrer bevorzugten Schlaf­po­si­tion entspricht.

  1. Matratzen­fes­tigkeit und Schulterbreite

Beim Schlafen in der Seit­en­lage sinken Ihre (bre­it­eren oder schmaleren) Schul­tern, mehr oder weniger tief in die Matratze ein, je nach deren Härte­grad. Bei ein­er härteren Matratze bleibt Ihr Kopf weit­er von der Unter­lage ent­fer­nt. Entsprechend brauchen Sie ein höheres Kissen, das diese Dis­tanz über­brück­en und den Kopf richtig stützen kann.

  1. Empfind­liche Ohren

Sie lachen vielle­icht, aber es gibt tat­säch­lich Men­schen mit äusserst empfind­lichen Ohren, die in der Seit­en­lage lei­den, weil sie kein passendes Kopfkissen find­en. Auch dafür gibt es Lösun­gen, fra­gen Sie mich expliz­it danach.

  1. Allergien

Nichts ist dem Kopf und damit den Atemwe­gen respek­tive Schleimhäuten näher als das Kissen. Wer also unter Allergien lei­det, sollte unbe­d­ingt auf zwei Dinge acht­en: Erstens eine Fül­lung wählen, die keine Allergie aus­löst und zweit­ens zu einem waschbaren Kopfkissen greifen.

  1. Starkes Schwitzen

Die Unter­schiede hin­sichtlich Tem­per­a­turempfind­en sind riesig! Men­schen, die zum Schwitzen neigen, empfehle ich ein Kopfkissen aus Natur­ma­te­ri­alien, das viel Feuchtigkeit aufnehmen und an die Raum­luft abgeben kann. Damit ver­mei­den Sie, nachts schweiss­ge­badet aufzuwachen.

  1. Grund­sät­zlich­es für Rückenschläfer

Und hier noch der ulti­ma­tive Tipp für Rück­en­schläfer: Da die Wirbel­säule im Schlaf möglichst in ihrer ursprünglichen Form liegen sollte, empfehle ich ein flach­es Kissen, das den Kopf nicht anhebt, weil damit die Wirbel­säule nach vorne gebeugt wird und sich nicht voll­ständig entspan­nen kann. Vergessen Sie dabei nicht, dass für die Entspan­nung der Wirbel­säule im Nack­en gestützt wer­den muss.

Wie ein­gangs angetönt, kön­nte ich noch seit­en­weise weit­er­schreiben, aber das lass ich bleiben und komme zum Wet­tbe­werb. Dies­mal in ein­er beson­deren Form: Schick­en Sie mir (bis spätestens 7. Juni) eine möglichst spez­i­fis­che Frage zum The­ma «Kopfkissen und Schlafen». Aus allen Zusendun­gen wäh­le ich eine aus und werde diese in einem der näch­sten Beiträge öffentlich beant­worten. Der Fragesteller oder die Fragestel­lerin wird belohnt mit einem Kissen nach Wahl aus meinem Sortiment.

 

Wenn Sie keinen Beitrag mehr ver­passen möcht­en, empfehle ich Ihnen ganz ein­fach meinen Newslet­ter zu abon­nieren und Sie bekom­men ihn zwei­wöchentlich bequem ins elek­tro­n­is­che Post­fach geliefert.

 

Nun freue ich mich, Sie beim näch­sten Blog­beitrag zum The­ma «Fas­ten und schlafen» wieder dabeizuhaben.

 

Bis bald!

 

Ihr Bern­hard Heim

Schlaf- und Wohn-Berater und Kissenexperte

3 Kommentare

  1. Veröffentlich von Jörg Senn am 31. Mai 2021 um 8:54

    Ich lei­de an leichtem Reflux. Bis anhin kon­nte mir kein­er schlüs­sig Auskun­ft geben was für ein Kissen ich da am besten nehme. Vom Arzt wird ger­at­en das Kopfende bis zu 20cm zu erhöhen, am besten sei das ganze Bett am Kopfende anzuheben. Nur ist das ja nicht bei jedem Bett möglich und wenn man das Kopfende höher stellt wird ja der Rück­en “geknickt”. Was kön­nen Sie da für Rat geben?

  2. Veröffentlich von Heike Freiesleben am 28. Mai 2021 um 21:42

    Was für eine wun­der­bare Beschrei­bung des Momentes vom Beziehen der “Schläge”! Ich fühlte mich schla­gar­tig wieder jung und kon­nte den Matratzen- und Kissen­mief förm­lich riechen der in den Zim­mern immer herrschte 🙂
    Ich liebe deine Blogs!!
    Gerne möchte ich eine Wet­tbe­werb­s­frage stellen:
    Schläft man mit Arvenkissen tat­säch­lich so viel tiefer und wacht erholter auf?

  3. Veröffentlich von Johann Isenschmid am 28. Mai 2021 um 14:59

    Grüezi Herr Heim
    Das Wichtig­ste für einen guten Schlaf ist das Kopfkissen. So Einige habe ich über kurz oder lang getestet (Möbel Amrein, Bet­ten Thaler). Seit 3 Jahren ist es das „Thom­sen Ortho plus“, For­mat 30x62cm, wobei aus mein­er Sicht die Bre­ite 30cm entschei­dend ist !
    Her­zliche Grüsse aus Luzern
    Johann Isenschmid

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