Waldbaden #47
Schlammbad, Schokoladebad oder Waldbad?
Cleopatra, jene ägyptische Königin, die Julius Cäsar um den Finger gewickelt haben soll, hat gemäss Überlieferung regelmässig in Eselsmilch gebadet, um ihre Schönheit zu erhalten. Sie mögen lachen oder sich vielleicht ekeln, aber diese Dame hat scheinbar gewusst, was es für eine schöne Haut braucht. Wobei, wenn ich ehrlich bin, hätte ich gedacht, dass sie als Ägypterin eher Kamelmilch bevorzugen würde.
Ich muss gestehen, ich ziehe das Wasser der Esels- oder Kamelmilch vor, aber wenn man sich etwas umschaut, dann ist die Fülle an möglichen Bädern fast endlos. Die einen legen sich gerne in ein Schlammbad, wobei man dafür nicht den Dreck von der nächsten Baustelle verwendet, sondern spezielles Heilmoor, deshalb werden sie auch Moorbäder genannt. Andere wiederum schwören auf ein Schokoladebad. Stellen Sie sich vor, Sie baden in flüssiger Schokolade! Leider muss ich Sie enttäuschen, Sie baden in normalem Wasser und fügen ein Täfelchen einer speziellen Badeschokolade hinzu. Et voilà. Nichts mit Naschen während des Badens. Ganz Mutige reisen nach Aserbaidschan und legen sich dort in ein Bad mit Naftalan-Öl.
Das ist Erdöl! Kein Witz, das können Sie ganz einfach im Internet überprüfen.
Und für die besonders Hartgesottenen gibt es das so genannte Waldbaden. Dafür legt man sich nackt in eine mit frisch geschnittenen Tannenzweigen ausgekleidete Badewanne und wird mit Astholz, Spaltholz oder sogar ganzen Holzrugeln (wer das nicht versteht, siehe Blog #46) zugedeckt. Nein, natürlich nicht, aber jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, scheint die Sonne und ich bin einfach gut drauf, also lasse ich meine Fantasie galoppieren. Waldbaden ist etwas Anderes, es meint, sich bewusst im Wald aufzuhalten und in seiner Luft, seiner Atmosphäre, seiner Umgebung, einfach in allem, was ihn ausmacht, zu baden. Wie in Blog #10 «Der Biophilia-Effekt» schon geschrieben, ist das Waldbaden in Japan zur Gesundheitsvorsorge sogar staatlich anerkannt.
Waldbaden geht über den blossen Aufenthalt im Wald hinaus. Es geht darum, die Düfte, Geräusche, Farben oder Oberflächen von etwas, zum Beispiel eines Baumstammes, wahrzunehmen – den Wald mit allen Sinnen zu erleben. Dabei ist man gemütlich und lange unterwegs. Es geht um einen ausgedehnten Spaziergang nicht um einen Marsch oder sogar joggen im Wald. Wenn möglich dauert das Waldbaden mehrere Stunden, zur Not tun es auch 20 bis 30 Minuten täglich, damit wird das Stresshormon Kortisol im Blut reduziert. Wenn Sie einen ausgedehnten Waldbadetag geniessen möchten, denken Sie auch an genügend zu trinken, wobei Wasser und Tee zu bevorzugen sind.
Waldbaden wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus. Sie entspannen sich, lassen sich vom stressigen Alltag ablenken und fühlen sich in der ruhigen Waldatmosphäre wohler als im hektischen Berufs- oder Familienumfeld. Neben dem gesenkten Kortisol-Spiegel, sinkt auch der Blutdruck, das Immunsystem wird gestärkt, die Muskeln entspannen und die Atemwege werden befeuchtet. Gemäss Studien beugt regelmässiges Waldbaden Depressionen und Burnout vor und verringert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Zum Schluss ein Tipp für die Erlebnisfreudigeren: Wählen Sie einen Naturpfad im Wald (keinen gekiesten Weg), ziehen Sie die Schuhe aus und gehen Sie barfuss. Wenn es keine Dornen in der Nähe hat, verlassen Sie den Weg und gehen Sie quer durch den Wald. Ich verspreche Ihnen, das ist ein sinnliches Erlebnis der Sonderklasse. Mit etwas Speiseöl und einem Lappen entfernen Sie danach sehr einfach allfälliges Harz von den Füssen. Und wenn Sie das Erlebnis noch übertreffen wollen, machen Sie es, wenn es ein paar Tage geregnet hat und der Pfad etwas sumpfig ist. Probieren Sie es aus!
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Nun freue ich mich, Sie beim nächsten Blogbeitrag zum Thema «Schlafen in Hängematten» wieder dabeizuhaben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohn-Berater und Wald-Bademeister