Schlammbad, Schokoladebad oder Waldbad?

 

Cleopa­tra, jene ägyp­tis­che Köni­gin, die Julius Cäsar um den Fin­ger gewick­elt haben soll, hat gemäss Über­liefer­ung regelmäs­sig in Eselsmilch gebadet, um ihre Schön­heit zu erhal­ten. Sie mögen lachen oder sich vielle­icht ekeln, aber diese Dame hat schein­bar gewusst, was es für eine schöne Haut braucht. Wobei, wenn ich ehrlich bin, hätte ich gedacht, dass sie als Ägypterin eher Kamelmilch bevorzu­gen würde.

Ich muss geste­hen, ich ziehe das Wass­er der Esels- oder Kamelmilch vor, aber wenn man sich etwas umschaut, dann ist die Fülle an möglichen Bädern fast end­los. Die einen leg­en sich gerne in ein Schlamm­bad, wobei man dafür nicht den Dreck von der näch­sten Baustelle ver­wen­det, son­dern spezielles Heil­moor, deshalb wer­den sie auch Moor­bäder genan­nt. Andere wiederum schwören auf ein Schoko­lade­bad. Stellen Sie sich vor, Sie baden in flüs­siger Schoko­lade! Lei­der muss ich Sie ent­täuschen, Sie baden in nor­malem Wass­er und fügen ein Täfelchen ein­er speziellen Bade­schoko­lade hinzu. Et voilà. Nichts mit Naschen während des Badens. Ganz Mutige reisen nach Aser­baid­schan und leg­en sich dort in ein Bad mit Naftalan-Öl.
Das ist Erdöl! Kein Witz, das kön­nen Sie ganz ein­fach im Inter­net überprüfen.

Und für die beson­ders Hart­ge­sot­te­nen gibt es das so genan­nte Wald­baden. Dafür legt man sich nackt in eine mit frisch geschnit­te­nen Tan­nen­zweigen aus­gek­lei­dete Bade­wanne und wird mit Astholz, Spaltholz oder sog­ar ganzen Holzrugeln (wer das nicht ver­ste­ht, siehe Blog #46) zugedeckt. Nein, natür­lich nicht, aber jet­zt, wo ich diese Zeilen schreibe, scheint die Sonne und ich bin ein­fach gut drauf, also lasse ich meine Fan­tasie galop­pieren. Wald­baden ist etwas Anderes, es meint, sich bewusst im Wald aufzuhal­ten und in sein­er Luft, sein­er Atmo­sphäre, sein­er Umge­bung, ein­fach in allem, was ihn aus­macht, zu baden. Wie in Blog #10 «Der Bio­phil­ia-Effekt» schon geschrieben, ist das Wald­baden in Japan zur Gesund­heitsvor­sorge sog­ar  staatlich anerkannt.

Wald­baden geht über den blossen Aufen­thalt im Wald hin­aus. Es geht darum, die Düfte, Geräusche, Far­ben oder Ober­flächen von etwas, zum Beispiel eines Baum­stammes, wahrzunehmen – den Wald mit allen Sin­nen zu erleben. Dabei ist man gemütlich und lange unter­wegs. Es geht um einen aus­gedehn­ten Spazier­gang nicht um einen Marsch oder sog­ar joggen im Wald. Wenn möglich dauert das Wald­baden mehrere Stun­den, zur Not tun es auch 20 bis 30 Minuten täglich, damit wird das Stresshormon Kor­ti­sol im Blut reduziert. Wenn Sie einen aus­gedehn­ten Wald­bade­tag geniessen möcht­en, denken Sie auch an genü­gend zu trinken, wobei Wass­er und Tee zu bevorzu­gen sind.

Wald­baden wirkt sich pos­i­tiv auf Kör­p­er und Geist aus. Sie entspan­nen sich, lassen sich vom stres­si­gen All­t­ag ablenken und fühlen sich in der ruhi­gen Wal­dat­mo­sphäre wohler als im hek­tis­chen Berufs- oder Fam­i­lienum­feld. Neben dem gesenk­ten Kor­ti­sol-Spiegel, sinkt auch der Blut­druck, das Immun­sys­tem wird gestärkt, die Muskeln entspan­nen und die Atemwege wer­den befeuchtet. Gemäss Stu­di­en beugt regelmäs­siges Wald­baden Depres­sio­nen und Burnout vor und ver­ringert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

«Das Frühlingserwachen», auch im Wald eine besondere Zeit.
«Das Früh­lingserwachen», auch im Wald eine beson­dere Zeit. 

Zum Schluss ein Tipp für die Erleb­n­is­freudi­geren: Wählen Sie einen Naturp­fad im Wald (keinen geki­esten Weg), ziehen Sie die Schuhe aus und gehen Sie bar­fuss. Wenn es keine Dor­nen in der Nähe hat, ver­lassen Sie den Weg und gehen Sie quer durch den Wald. Ich ver­spreche Ihnen, das ist ein sinnlich­es Erleb­nis der Son­derk­lasse. Mit etwas Speiseöl und einem Lap­pen ent­fer­nen Sie danach sehr ein­fach allfäl­liges Harz von den Füssen. Und wenn Sie das Erleb­nis noch übertr­e­f­fen wollen, machen Sie es, wenn es ein paar Tage gereg­net hat und der Pfad etwas sump­fig ist. Pro­bieren Sie es aus!

 

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Nun freue ich mich, Sie beim näch­sten Blog­beitrag zum The­ma «Schlafen in Hänge­mat­ten» wieder dabeizuhaben.

 

 

Bis bald!

 

Ihr Bern­hard Heim

Schlaf- und Wohn-Berater und Wald-Bademeister

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