Sympathie #98
HEIMisch und griechische Gottheiten
Höchstwahrscheinlich haben Sie schon jemandem aus Sympathie einen Kuss gegeben – sollten Sie in einer Beziehung leben, ist diese Wahrscheinlichkeit sogar bei 100 Prozent. Das war dann ein so genannter Sympathie-Kuss. Spannend ist, wenn man sich zu dieser Thematik in der griechischen Mythologie umschaut. Ich denke, Sie wissen längst, dass Demeter die Göttin der Fruchtbarkeit ist, Aletheia als Göttin für die Wahrheit steht, Gaia die Urgöttin von Mutter Erde ist und Hygieia logischerweise die Göttin der Hygiene sein muss. Nun, Hygiene ist nicht ganz korrekt, eigentlich steht sie für die Gesundheit, aber das liegt ziemlich nahe.
Bei Nike zucken Sie lässig mit der Schulter und antworten: «Einfacher geht’s kaum. Das ist die Göttin der Turnschuhe.» Leider falsch, Nike ist die Göttin des Sieges und ab sofort wissen Sie, dass die Marketing-Verantwortlichen der gleichnamigen Firma nichts Neues erfunden, sondern etwas Uraltes übernommen haben.
Ares bringt Sie eher ins Grübeln, aber wenn ich Ihnen den römischen Namen desselben Gottes verrate, wird es klick machen: Mars. «Natürlich», rufen Sie, «der Gott des Schokoriegels, das weiss doch jeder!» Nicht ganz, aber fast richtig. Also, quasi fast. Nun, wenn man es genau nimmt, liegen Sie nicht sooo richtig. Mars ist der Kriegsgott. Unser Monat März (marzo – ital., mars – franz.) und der Dienstag (martedi – ital., mardi – franz.) stammen davon ab. Schade hat man einen Wochentag und einen Monat nach dem Kriegsgott benannt.
Mir wäre Sympathikus als Namensgeber lieber gewesen, das ist nämlich der griechisch Gott des Kusses und der Liebe. Der Dienstag wäre dann jeweils der Kusstag in der Woche und im März würde geküsst, was das Zeug hält.
«Euer Ehren, ich bekenne mich schuldig.» Die Bären sind aus dem Winterschlaf aufgewacht, deshalb habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt, und Ihnen wieder einmal ein besonders grosses Exemplar aufgebunden. Eros (röm. Amor) heisst der Gott der Liebe, Sympathikus und Sympathie-Küssen hingegen sind ein Konstrukt des Lausejungen im Oberstübchen.
Wobei, nicht nur. Den Sympathikus und seinen Bruder, den Parasympathikus, gibt es tatsächlich. Sie sind Teil des vegetativen Nervensystems. Keine Angst, das war’s schon fast mit den Fremdwörtern, Sie werden keine medizinische Abhandlung lesen, das tue ich Ihnen (und mir) nicht an.
Einfach ausgedrückt, kann man sagen, dass das vegetative Nervensystem alle (unbewussten) Vorgänge der inneren Organe steuert. Sie müssen dem Magen nicht befehlen, dass er verdauen und dem Herz nicht auftragen, dass es schlagen soll.
Das vegetative Nervensystem
Parasympathikus
(Vagusnerv)
- verengt die Pupillen
- senkt die Herzschlagfrequenz
- verengt die Bronchien
- erhöht die Speichelproduktion
- stimuliert die Tätigkeit von Magen und Darm
- stimuliert die Bauchspeicheldrüse und Gallenblase
Sympathikus
- weitet die Pupillen
- erhöht die Herzschlagfrequenz
- weitet die Bronchien
- hemmt die Speichelproduktion
- verbessert die Durchblutung
- hemmt die Tätigkeit von Magen und Darm
- hemmt die Bauchspeicheldrüse und Gallenblase
Der Sympathikus ist der «Leistungsnerv». Er aktiviert und ist verantwortlich, wenn es darum geht, eine höhere Leistung bereitzustellen. Das macht er mittels Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Kortisol. Sein Gegenpart heisst Parasympathikus, und ist der «Ruhenerv». Bei Stress-Ende, verlangsamt er die Herz- und Atemfrequenz und reduziert die Energiebereitstellung. Dank ihm können Sie herunterfahren und entspannen – sofern Sie es zulassen!
Die beiden «Gegenspieler» sollten in einer Balance sein.
In der heutigen von sehr viel Stress und Druck geprägten Arbeitsumwelt ist es jedoch oft so, dass der Sympathikus Überstunden schiebt, während der Parasympathikus arbeitslos herumhockt. Resultat: Sie sind pausenlos unter Strom und können abends nicht abschalten. Schlaf ade.
Dazu ein vierblättriges Kleeblatt voller Tipps:
- Wer im Job viel und oft gestresst ist, sollte keinesfalls in der Freizeit mit verbissenem Gesicht auf dem Mountainbike durch die Gegen rasen und damit für eine Extra-Portion Stress sorgen. Geben Sie zum Beispiel mit gemütlichem Jogging oder einem ausdauernden Spaziergang dem Parasympathikus die Möglichkeit, seine Arbeit zu tun.
- Sind Sie im Alltag oft gestresst, arbeiten aber nicht körperlich, dann sollten Sie sich als Ausgleich unbedingt bewegen, damit die Stresshormone und die bereitgestellte Energie abgebaut werden kann.
- Heftige Emotionen lassen den Sympathikus durchstarten. Sie kennen das vielleicht, wenn Sie nach einem Ich-lache-mich-krumm- oder einem Heulendes-Elend-Abend Mühe haben, in den Schlaf zu finden. Aufwühlende Ereignisse oder Gespräche sollten Sie möglichst vom Abend fernhalten. Etwas ruhige Musik, ein gemächlicher Spaziergang oder eine halbe Stunde Yoga können Wunder wirken, um in die Ruhe zu kommen.
- Nutzen Sie den Duft von Arve / Zirbe, er hat nachweislich einen beruhigenden Effekt auf unseren Organismus.
Körper, Geist und Seele brauchen die Ruhephasen zur Regeneration, um längerfristig leistungsfähig zu bleiben. Sie liebe Leserin und lieber Leser stellen heute die Weichen für Ihren Gesundheitszustand in ein paar Jahren. Leider sind sich das viele Menschen nicht bewusst und betreiben zu lange Raubbau.
Nochmals, erholsamen Schlaf gibt es nur, wenn Sympathikus und Parasympathikus in einem Gleichgewicht sind.
Sie haben es in der Hand.
Den übernächsten HEIMisch-Blog-Artikel, jenen vom 29. März, dem Karfreitag, sollten Sie keinesfalls verpassen. Das ist die Jubiläumsausgabe Nummer 100. Sie kommt mit einem Wettbewerb, der es in sich hat! Unbedingt vormerken!
Nun freue ich mich, Sie in zwei Wochen beim Thema «TUNG» wieder dabei zu haben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohnberater und Sympathie-Küsser
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