Schlafhygiene #58
Sauber im Schlaf
«Ohne Dusche am Morgen komme ich nicht in die Gänge!»
«Abends muss ich unbedingt duschen, da kann ich neben Schweiss und Schmutz auch den Stress fortspülen.»
«Ich dusche immer am Morgen und am Abend, das muss einfach sein.»
«Und ich dusche nie unter 40 ° C Wassertemperatur.»
Es gibt Morgenduscher, Abendduscher, Doppelduscher und natürlich Warmduscher, aber heute geht es nur um die ersten drei.
Beginnen wir beim Tagesanfang: Morgenduscher brauchen die Dusche, um frühmorgens die Spinnweben aus den Gehirnwindungen zu spülen, die Abendduscher wollen sich den «Alltagsschmutz» runterwaschen, bevor sie unter die Decke schlüpfen und die Doppelduscher brauchen beides (Warmduscher gibt es in allen genannten Kategorien😉)
Und wie halten Sie es mit der Schlafhygiene?
Moment bitte…
Bleiben Sie bitte dran, es geht gleich weiter…
…
Danke fürs Warten!
Ich habe gerade einen Anruf erhalten, dass ich etwas verwechselt habe. Schlafhygiene hat nichts mit dem Duschen vor oder nach dem Schlafen zu tun.
Peinlich.
Jetzt stehe ich mit abgesägten Hosenbeinen da, habe Ihnen einen Blödsinn erzählt. Und jetzt?
Übrigens bin ich als Schreiner Spezialist für jede Form von Absägen, aber bei Hosenbeine kenne ich mich weniger aus… Ja, ich weiss, ich lenke davon ab, dass ich mich mit der Schlafhygiene völlig vertan habe.
Also nochmals von vorne: Was ist überhaupt mit Schlafhygiene gemeint? Wikipedia führt dazu eine Definition: «Schlafhygiene ist die Nutzung bestimmter Verhaltensweisen, um einen gesunden, erholsamen Schlaf zu ermöglichen oder zu fördern und damit Schlafstörungen vorzubeugen (Prävention) oder zu beheben (Therapie).»
Schauen wir uns an, was damit gemeint sein kann. Es ist zur Genüge bekannt, dass schweres Essen vor dem Schlaf, Lärm und zu viel Licht im Zimmer kaum schlaffördernd sind, darauf gehe ich nicht mehr ein. Ebenso gehört zum Allgemeinwissen, dass ein gut gelüftetes und richtig temperiertes Schlafzimmer sowie Einschlafrituale den Schlaf fördern. Ich möchte lieber ein paar weniger bekannte Punkte herauspicken.
Bettlektüre
Lesen Sie gerne Krimis, Thriller, Dramen oder Tragödien? Sehr schön, das gönne ich Ihnen von Herzen, aber wenn Sie zittern vor Spannung oder weinen vor Rührung sind das weniger gute Voraussetzungen, um sanft in den Schlaf zu gleiten. Und wenn Sie sich aus lauter Anspannung alle Fingernägel abgekaut haben, sieht das unschön aus und piekst im Schlaf, sofern sie ihn überhaupt finden.
Ebenso wenig sind Fach- oder Sachbücher geeignet, weil Sie Ihre Gehirnwindungen zum Glühen bringen. Am besten sind heitere, freundliche und süffig zu lesende Texte.
Abendspaziergang
Nein, meine Damen und Herren Sportler, ich meine keinen abendlichen Halbmarathon und auch keinen Leistungsmarsch. Gehen Sie gemütlich, wirklich gemütlich (!), spazieren. Achten Sie auf Ihr Gehtempo. Wenn Sie tagsüber gestresst waren, werden Sie höchstwahrscheinlich mit Vollgas losmarschieren. Nehmen Sie das Tempo bewusst zurück und halten Sie es tief, das entschleunigt
«Nicht vergessen»
Achten Sie darauf, dass möglichst keine Gedanken zu wichtigen Themen Sie ins Bett verfolgen, da haben diese nichts zu suchen (ausser es geht um die Familienplanung ;-). Schreiben Sie Wichtiges auf einen Zettel und legen Sie ihn neben Ihre Frühstückstasse. So können Sie den Gedanken loslassen, weil Sie wissen, dass er nicht vergessen geht.
Ruhig bleiben
Sollte es mit dem Schlaf trotz aller Bemühungen nicht klappen, bleiben Sie auf jeden Fall ruhig! Es hilft nichts, wenn Sie zitternd vor Wut, mit Schaum vor dem Mund die Motorsäge aus dem Keller holen und wild fluchend Ihr Bett zu Kleinholz verarbeiten. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit für seeliges Schlummern gegen null, dafür steigt das Risiko eines veritablen Ehekrachs dramatisch (was in keinem Fall schlaffördernd ist) und Sie machen sich auch in der Nachbarschaft keine Freunde. Akzeptieren Sie die Situation, wie sie ist, und gehen Sie zum Beispiel (nochmals) auf einen kurzen Nachtspaziergang, trinken Sie im Anschluss einen heissen Schlaftee und legen Sie sich wieder hin. Probieren Sie aus, was bei Ihnen funktioniert.
Einschlafhilfen
Es gibt technische Helferlein, wie zum Beispiel die «Morphée Box» (in verschiedenen Ausführungen und Sprachen erhältlich), die weder WLAN noch sonst eine Verbindung brauchen, sondern alles intern gespeichert haben und Sie mit Meditationen und Sophrologie-Sitzungen ins Traumland führen können. Ein Versuch lohnt sich.
Abschliessend noch ein Blick auf etwas, was ich nicht toll finde, aber akzeptiere, dass es manchmal für eine gewisse Zeit nicht anders geht; gemeint sind Schlaftabletten. Wenn wirklich nichts hilft, dann können Schlaftabletten für eine kurze Zeit Entlastung bringen, aber denken Sie daran, sie beseitigen nicht den Grund, wieso Sie nicht schlafen können. Finden Sie ihn heraus, beseitigen Sie ihn und der Schlaf wird zurückkehren.
Nun freue ich mich, Sie beim nächsten Blogbeitrag zum Thema «Körper-Erdung» wieder dabeizuhaben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohn-Berater und Schlafhygieniker
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