Natürliche Holzoberflächen #83
Diamantene Hinterlassenschaft
«Schaut mal, das ist so gut, da geht nichts rein!» Zum Beweis schüttet Tante Frida den kleinen Rest aus ihrer Kaffeetasse auf den neuen Tisch. Ihren drei Freundinnen stockt der Atem, sie sind zu «flecken-leid-geprüft», um so etwas mutwillig zu tun. Seelenruhig bleibt Frida sitzen und macht keinerlei Anstalten, die kleine Pfütze wegzuwischen.
Sie ist unheimlich stolz auf den neuen Massivholztisch im Wohnzimmer, damit hat sie sich einen langjährigen Wunsch erfüllt. Ihre Freundinnen hat sie «spontan» zu Kaffee und Kuchen eingeladen und als Grund angegeben, damit man wieder einmal plaudern könne. «Zufällig» ist der neue Tisch gerade letzte Woche geliefert worden, was ein kleines Bisschen dazu beigetragen hat, die Freundinnen einzuladen. Also, genau genommen, eher ein grosses oder sehr grosses Bisschen, aber das würde sie natürlich nie zugeben.
«Aber Frida, willst du den Kaffee nicht endlich wegputzen, es wäre doch schade um den wunderschönen, neuen Tisch», meldet sich Änneli. Sie war schon immer die Ängstlichste in der Runde. «Nein, nein», beruhigt Frida, «da geht nichts durch, der Lack versiegelt und schützt das Holz.»
Die vier Damen treffen sich in unregelmässigen Abständen, erzählen sich das Neuste aus ihren Familien und nutzen die Gelegenheit, wieder einmal einen besonders schönen Klunker aus dem Versteck im Nachtvorhang hervorzukramen und auszuführen. Die Stunden vergehen wie im Flug, und als es ans Verabschieden geht, muss sich Änneli mit beiden Händen an der Tischkante festhalten, um auf die Beine zu kommen. Sie hat es seit einigen Jahren mit den Hüften.
Um ein Haar hätte Onkel Anton den Kopf an der Zimmerdecke angeschlagen. Ein gellender Schrei von unten hat ihn gefühlt zwei Meter aus der Matratze katapultiert und am Holztäfer der Decke schnuppern lassen. Gerade eben hat er noch sanft geschlummert, jetzt müht er sich so schnell wie möglich aus dem Bett, um seine Frida zu retten. Es muss etwas Grauenhaftes geschehen sein! So schnell ihn seine alten Knochen tragen, wackelt er nach unten.
Da sitzt sie. Die Hände vors Gesicht geschlagen und heult, als gäbe es kein Morgen. «Frida, was ist? Was ist passiert?»
«…a is… ei.. ..atze..», schluchzt es hinter den Händen hervor.
«Wie bitte?» Anton hat kein Wort verstanden.
«…a is… ei.. ..atze..»
«Frida, bitte, ich verstehe dich nicht.»
«ei… ..ATZE..!»
Sinnlos. Anton setzt sich neben seine Frau und wartet, bis sie sich etwas beruhigt hat. Nach dem 23. Papiertaschentuch steht sie auf, nimmt ihn an der Hand und führt ihn zum neuen Tisch. «Da schau, ein KRATZER! Da, wo Änneli gesessen hat.»
Tatsächlich, nahe der Tischkante ist ein tiefer Kratzer zu sehen. Ännelis Diamantring hat eine unübersehbare Spur hinterlassen.
Meine lieben Leserinnen und Leser, was habe ich Ihnen mit dieser kleinen Geschichte erzählen wollen? Lackierte Holzoberflächen sind komplett versiegelt, da geht nichts rein. Der Lack bildet eine Schutzschicht gegen alle möglichen Verschmutzungen und kann einfach gereinigt werden. Einen Kratzer im Lack bringt man jedoch kaum weg. Man muss entweder den ganzen Tisch abschleifen und neu lackieren (lassen) oder mit dem Kratzer leben – ein klassisches «Alles oder Nichts».
Hätten sich Frida und Anton für eine geölte Holzoberfläche entschieden, dann hätten sie die Kaffeepfütze nicht eine Ewigkeit auf dem Tisch lassen, dafür den Kratzer mit wenig Aufwand herausschleifen und die Stelle neu ölen können. Geölte Oberflächen bieten einen guten Schutz gegen Flecken, der Lack ist ihnen in dieser Hinsicht jedoch überlegen. Dafür schaffen sich auch hartnäckige Flecken auf geölten Holzoberflächen mit der Zeit wieder heraus.
Rund 30 Jahre Erfahrung mit natürlichen Holzoberflächen
Mein Herz schlägt natürlich für natürliche Holzoberflächen, was bedeutet, dass ich möglichst keine synthetisch hergestellten Lacke verwenden möchte. Sie verschliessen das Holz, wirken eher kalt, ziehen Staub an und verändern die Haptik, das heisst, man spürt nicht mehr, dass man Holz anfasst. Bei drei kleinen Kindern am Tisch, die gerne ausprobieren, wie weit die Tomatensauce spritzt, wenn man mit dem Löffel in den Teller schlägt, könnte der Lack eine Überlegung wert sein. Nur, wenn die Lausebengel zwei Jahre später mit der Schere hantieren und Spuren im Lack hinterlassen, ist man gleich weit, wie Tante Frida.
Im Gegensatz zu Lacken bleibt das haptische Erlebnis bei Ölen bestehen, Holz bleibt Holz und ist als solches spürbar. Ehrlicherweise muss ich jedoch sagen, dass natürliche Öle zwar einen guten Schutz bieten, aber, je nach Nutzungsintensität, ein- bis dreimal jährlich frisch aufgetragen werden müssen. Das ist keine Hexerei und in kurzer Zeit erledigt, aber es muss getan werden.
Seit rund 30 Jahren betätige ich mich als Holzoberflächen-Virtuose, lasse stumpfe, abgenutzte und zerkratzte Holztische wieder in neuem Glanz erscheinen. Dabei arbeite ich wie die Heinzelmännchen, schleife und öle Ihren Tisch vor Ort und zwar ohne Staub und Dreck zu hinterlassen. Nur ein wunderbar aufbereiteter Tisch wird Sie an mich erinnern.
Gerne können Sie mich kontaktieren.
Nun freue ich mich, Sie beim nächsten Blogbeitrag zum Thema «Ernährung» wieder dabeizuhaben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohn- und tiefgründiger Oberflächenspezialist
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Herrliche Geschichte!
wunderbar!