Haushalts-Tipps #91
Tante Emmas Prozedur
Bei einem Vergleichstest zwischen einem Operationssaal der Uniklinik Zürich und Tante Emmas Wohnzimmer hat der Operationssaal keine Chance. In Tante Emmas Wohnzimmer könnte man operieren, so blitzblank sauber ist es. Onkel Hubert ist nicht etwa ein Dreckmichel (kann er auch nicht sein, höchstens eine Dreckhubert 😉), aber er ist geschätzte 287 % schmutztoleranter als seine Emmi.
Im Laufe ihrer über 40 Ehejahre hat sie sich so manchen Trick und Kniff ausgedacht, um den Haushalt piekfein-sauber zu halten. Onkel Hubert hat sich anfänglich darüber geärgert und irgendwann kapituliert. Gegen die vereinigte Macht von Lappen, Staubsauger und Botty Bessi-Wischmopp-superrein-System ist er nicht angekommen. Dabei hat sich Emma den Spruch «Wehret den Anfängen» zum Leitmotiv gemacht und auf ihre Situation angepasst: «Lasset den Dreck erst gar nicht in die Wohnung.»
Leidenschaftlich gerne werkelt Hubert draussen im kleinen Gemüsegarten, und da kann es vorkommen, dass er zurück in die Wohnung muss, um etwas Vergessenes zu holen. Immer steht er jedoch vor einer verschlossenen Haustüre und muss klingeln. Das alleine ist schon fast demütigend, das Folgende jedoch noch viel schlimmer. Seine Emmi hat vor zwei Jahren günstige Ganzkörper-Schutzanzüge entdeckt.
Öffnet sie die Türe, dann immer mit dem blütenweissen Schutzanzug über dem Arm. «Ohne kommst du mir nicht in die Wohnung!» Sie kann sehr energisch sein. Und selbstverständlich muss er auch in Überziehschuhe schlüpfen. Letzthin hat ein Kleinkind an der Hand seiner Mutter gefragt, wieso es im Sommer Schneemänner gäbe, als es Hubert im Anzug vor der eigenen Wohnungstüre gesehen hat. Das wäre noch zu verkraften gewesen, aber die grinsenden Gesichter der Halbwüchsigen, gepaart mit dem spöttisch hingeworfenen «Ganzkörper-Pariser» hat er bis heute nicht verkraftet.
Essen ohne Serviette kommt auch nicht in Frage, und die wird nicht etwa auf den Schoss gelegt, sondern das eine Ende oben im Kragen eingesteckt, während das andere unter den Teller kommt. Damit ist nicht nur das Hemd geschützt, sondern auch die Hose und das Tischtuch. Ach ja, essen ohne Tischtuch geht ebenso wenig und darunter liegt zusätzlich ein beschichteter Molton, um den schönen Massivholztisch zu schützen. Vor zwanzig Jahren gekauft, sieht er noch heute aus wie neu. Manchmal stützt Hubert sich darauf ab, wenn kein Tischtuch drauf liegt. Das führt immer zu einem «Notfall-Einsatz» mit einem nebelfeuchten Baumwolltuch um die «Tööplige» (Fingerabdrücke) nullkommaplötzlich zu entfernen. «Untersteh dich, unseren schönen Tisch mit einem Mikrofasertuch abzuwischen, das trägt den Holzschutz ab.» Jaja, die liebe Emmi könnte ein Putzinstitut eröffnen, sie jagt jeden Flecken in die Flucht.
Letzten Winter hatte sie die Grippe ziemlich heftig erwischt, und als sie wieder auf dem Damm war, hatte sie das Gefühl, sie müsse ihrem Herzallerliebsten ihr gesammeltes Wissen weitergeben. «Wie willst du unsere schöne Wohnung sauber halten, sollte ich einmal vor dir gehen?! Ich müsste mich im Grab umdrehen, wenn hier alles verludert.»
Also hat er zum «Reinigungskurs» antraben müssen.
«Erstens, Flecken sofort entfernen, nicht warten, zweitens, feste Schmutzreste mit einem Löffelchen entfer…»
«Falsch», fällt ihm Emmi ins Wort, «VORSICHTIG entfernen! Du hast das Wichtigste vergessen.»
«Jaja», brummelt er und fährt fort, «flüssige Anteile mit einem saugfähigen Papier VORSICHTIG wegtupfen, viertens…»
«Du musst ‚vorsichtig‘ gar nicht so künstlich betonen, stattdessen würdest du besser daran denken, dass man keinesfalls reiben darf!» In der Zwischenzeit liegt schon mehr als bloss ein Hauch Gereiztheit in der Luft. «Und von welcher Seite her arbeitest du?»
«Wenn möglich von der Unterseite her, um die Gewebeoberfläche zu schonen. – Und übrigens ist bereits halb sieben, ich habe Hunger, wann ist das Abendessen bereit?»
«Abendessen gibt es, wenn du diese einfachen Regeln beherrschst!» Als ehemalige Direktionssekretärin kann Tante Emma sehr energisch auftreten.
«Viertens, um den Flecken herum den Stoff mit klarem, handwarmem Wasser benetzen. Fünftens, ph-neutrales Haushaltsspülmittel oder Shampoo normal dosieren und mit einem Schwamm oder saugfähigen Tuch vom Fleckenaussenrand zur Mitte hin betupfen. Aber Emmi, ich habe wirklich Hunger!»
«Stell dich nicht so an, den letzten Punkt hast du doch ganz gut gewusst.»
Seufzend fährt er fort: «Sechstens, mit einem saugfähigen Papier den Fleck ab… — VORSICHTIG abtupfen. Das Ganze so oft wiederholen, bis der Fleck verschwunden ist. Siebtens mit klarem Wasser nachtupfen und wieder absaugen, damit keine Rückstände des Spülmittels im Gewebe verbleiben.»
«Das hast du richtig schön gesagt, zur Belohnung kriegst du ein Käsekräpfchen.» Emma holt in der Küche eines vom Blech und steckt es Hubert in den Mund.
«Achtens…, mmmh, die sind fein, darf ich noch eines?»
«Achtens?!»
«Achtens, so lange mit einem saugfähigen Tuch abtupfen, bis keine Flüssigkeit mehr aufgesaugt wird. Schluss, aus, Ende!»
Möchten Sie das «Wundermittel» zur Beseitigung von Klebstoffresten kennenlernen?
Tante Emma weiss, wann bei ihrem Ehemann nichts mehr geht, dabei hätte sie ihm gerne auch noch ihre neuste Errungenschaft präsentiert, einen 100 Prozent ökologischen Spray (den gibt es tatsächlich in unserem Shop!), mit dem man Reste von Klebstoffen im Handumdrehen und ohne mühsames Kratzen entfernen kann. Morgen ist auch noch ein Tag.
Und für Sie liebe HEIMisch-Blog-Leserinnen und ‑Leser habe ich hier Tante Emmas Fleckenentfernungs-Prozedur zusammengefasst. Einfach ausdrucken und innen am Putzschrank aufhängen, dann haben Sie sie immer griffbereit.
Nun freue ich mich, Sie beim nächsten Blogbeitrag zum Thema «Advent» wieder dabeizuhaben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohnberater und Fleckenschreck
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Endlich wieder mal etwas zum schmunzeln und da frage ich mich? Bernhard, bist du der Ehemann?
Ich wünsche euch eine besinnliche Adventszeit.
Liebe Grüsse Beat