hygienisches Holz #139
Tri-Tra-Trullalla
«Holz ist unhygienisch.»
«Auf dem Holz hat es zu viele Bakterien.»
«Holz in der Küche ist bedenklich.»
«…»
Tri-Tra-Trullalla, Tri-Tra-Trullalla, de Chaschperli isch weder da, da Chaschperli isch da.
Lese oder höre ich Sätze wie oben, kommen Kindheitserinnerungen hoch, wie ich mir andächtig Märchen angehört habe. Gerade um das Thema Holz und Hygiene wird so viel 💣☠️🔥🤯%#&@! verbreitet (entschuldigen Sie bitte, meine Tastatur hat vorhin geklemmt), dass es fast schmerzt.
Wir nehmen uns heute etwas Zeit um diese Märchen aufzuklären und sie dorthin zu schicken, wo der Pfeffer wächst (Keine Angst, ich schweife jetzt nicht ab, und erkläre auch nicht, dass «wo der Pfeffer wächst» «von weither» bedeutet. Ich verkneife mir ebenso die Erläuterung, dass diese Redensart aus der Zeit stammt, als Gewürze in Mitteleuropa noch selten waren und von weither transportiert werden mussten.)
Ein Beispiel für Holzhygiene gefällig?
Egal, ob Sie jetzt mit JA oder NEIN antworten, Sie kriegen so oder so eines präsentiert 😊
Wo gibt es mitunter die höchsten Hygienevorschriften?
Natürlich in Spitälern; ich weiss, Sie hätten das gewusst.
Wissen Sie auch, dass in Arlesheim BL eine neue Klinik vollständig aus reinem, purem Holz gebaut wird (holz100-Bauweise)? Und dass auf dem gleichen Gelände schon ein Heilmittellabor ebenfalls aus purem, reinem Holz entstanden ist? Auf baublatt.ch findet sich dazu ein informativer Artikel, in dem es unter anderem heisst: «… bei gleichzeitiger Einhaltung aller Vorschriften in punkto Hygiene, Brandschutz und Erdbebensicherheit.»
«Holz = unhygienisch» können wir damit, so glaube ich, ein für alle Mal ins Reich der Märchen verbannen.
Ich sehe viele Aber, erhobene Zeigefinger und aufpoppende Fragezeichen bei Ihnen. Gehen wir der Sache auf die Spur und die führt in die Küche. «Schneidebretter aus Holz sind des Teufels» oder so ähnlich argumentieren gewisse Werbeclips im Internet. Jene aus Kunststoff seien viel hygienischer (Tri-Tra-Trullalla…).
Schon 1993 wurde vom «Food Research Institute» in Wisconsin (USA) ein Vergleich zwischen Schneidebrettern aus Holz- und Kunststoff durchgeführt. Ergebnis: Die Bretter aus Holz waren hygienischer. Seither hat es viele weitere Studien gegeben, die zum selben Ergebnis gekommen sind.
Die Fragezeichen verblassen, die Aber ebenso und die erhobenen Zeigefinger knicken… — Aber wieso ist Holz hygienischer?
Das ist die richtige Frage.
Es gibt mehrere Gründe:
- Holz ist hygroskopisch: Holz entzieht der Oberfläche Feuchtigkeit und damit den Keimen die Lebensgrundlage. Plastik bleibt sehr viel länger feucht. Man hat in Testreihen gemessen, dass sich die Keimzahl auf dem Holz sehr stark reduziert, während sie auf Kunststoff unverändert hoch geblieben ist.
- Holzinhaltsstoffe: Es gibt Holzinhaltsstoffe (z.B. natürliche Öle, Harze und Säuren), die eine keimhemmende oder gar keimreduzierende Wirkung haben (Holz wirkt antibakteriell!). Kiefernholz schliesst in dieser Kategorie am besten ab, Eichen- und Lärchenholz sind auch hervorragend geeignet. Und nein, Keime wandern NICHT ins Holzinnere, wo sie überleben (Tri-Tra-Trullalla…).
- Dafür gilt: «Der keimtötende Effekt von Holz wird immer wieder erneuert, da frische Schnittspuren im Holzbrett erneut antibakterielle Stoffe freisetzen.»
hygienisches Holz, gilt auch für den Badzimmerbereich
Ich könnte noch weiter referieren, lasse das jetzt aber bleiben. Viel lieber weise ich noch auf drei weitere Dinge hin:
- Ein Holzbrett können Sie einfach abschleifen und schwupsdiwups haben Sie wieder etwas Neuwertiges. Am Lebensende lässt sich daraus sogar noch ein Feuerchen machen. Stichwort Nachhaltigkeit.
- Holzbretter sind für das Rüstmesser sehr viel schonender als alles andere.
- Bei der Nutzung eines Kunststoff-Schneidebretts wird bei jedem Schnitt Mikroplastik freigesetzt. Er landet entweder in unserem Essen oder im Waschwasser. Eine KI hat dazu folgenden Satz ausgespuckt: «Eine Studie schätzt, dass eine Person jährlich bis zu 50 Gramm Mikroplastik aufnehmen könnte, was dem Gewicht von etwa 12 Kreditkarten entspricht.» Man macht also ein grosses Tamtam um Mikroplastik in den Gewässern und gleichzeitig wird für laufenden Nachschub aus den Küchen gesorgt. Etwas Holzabrieb hingegen ist völlig unbedenklich.
Ach ja, sicher erinnern Sie sich, woraus Kunststoff hergestellt wird?
Erdöl.
Na, dann guten Appetit 😉
Nun freue ich mich, Sie in zwei Wochen beim Thema «Ave Cäsar» wieder dabei zu haben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohnberater und HH (Holzhygieniker)
Möchten Sie den HEIMisch-Blog auch in Zukunft erhalten?
Abonnieren Sie ganz einfach meinen Blog und Sie erhalten ihn zweiwöchentlich bequem ins elektronische Postfach geliefert.