Die stattliche Eiche #142
Ein bäumiger Kerl
Ich liebe die deutsche Sprache und ihre unendlichen Möglichkeiten, etwas auszudrücken. Haben Sie gewusst, dass Deutsch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die wichtigste Sprache der Wissenschaft war? Wer etwas auf sich hielt, publizierte in Deutsch. Das ist kein Witz! Und nebenbei bemerkt haben auch einige der wichtigsten Poeten auf Deutsch geschrieben. Es kommt nicht von ungefähr, dass Deutschland als Land der Dichter und Denker bezeichnet wird.
«bäumig» ist so ein Wort, das ich liebe, und leider viele Jugendliche heute nicht oder kaum mehr kennen, dabei empfinde ich es als äussert bildhaft. In Synonym-Verzeichnissen wird es mit «herausragend», «grossartig» oder «spitze» gleichgesetzt und meine Eltern haben es oft benutzt. Heute heisst es «cool», «nice» oder «great». Entstehen bei diesen Wörtern auch Bilder in Ihrem Kopf? Bei mir nicht.
Deutsch und Englisch hatten wir jetzt, und da während des Schreibens im Hintergrund gerade das Schleuderprogramm der Waschmaschine läuft, wechseln wir elegant ins Französische: Kennen Sie die Chêne des Bosses in Châtillon?
Onkel Hubert hätte eine Hornhautverkrümmung, wenn er das Vorherige lesen müsste und einen Knopf in der Zunge, beim Versuch, es auszusprechen. Wechseln wir deshalb in unsere Muttersprache. Übersetzt heisst Chêne des Bosses bucklige Eiche und Châtillon ist eine Ortschaft im Kanton Jura. Sollte es Ihnen einmal langweilig sein, besuchen Sie diesen bäumigen Kerl ((https://www.j3l.ch/de/P33245/reiseziele/naturschoenheiten/chene-des-bosses))! Es lohnt sich, sie gilt nämlich als grösste und älteste Stieleiche Europas. Ihren Namen hat sie von den zahlreichen Beulen und Dellen am Stamm. Je nach Quelle und Legende ist sie mehrere hundert bis über tausend Jahre alt. Was dieser Baum wohl für Geschichten erzählen kann!
Auf Google Maps gibt es knapp 70 Rezensionen dazu. Die Folgende fasst alles zusammen: «Es ist der schönste Baum der Welt, ich liebe ihn, er ist magisch, seine Energie ist kraftvoll, er hat so viel gesehen und überträgt es. Nur Glück. Es ist absolut notwendig, ihn zu schützen, zu bewahren, sich um ihn zu kümmern, er hat es verdient.» Ich habe diese wunderbare Eiche selbst schon besucht und kann wirklich empfehlen, vorbeizugehen und einen Moment innezuhalten.
Glauben Sie mir, ich könnte stundenlang über die Eiche – meinen Lieblingsbaum – erzählen, zum Beispiel, dass man früher die Schweine in den Wald trieb, damit sie sich den Bauch mit Eicheln vollschlugen, die Rinde verwendete, um Tierhäute zu gerben (in haltbares Leder zu verwandeln) und dass das keltische Wort Druide (Priester, Gelehrte, Heilkundige) als «Eichenkundiger» übersetzt werden kann. Zum Schluss dieses Blogbeitrags möchte ich jedoch noch einen Blick auf das Eichenholz werfen.
Eichenholz für bäumige Möbel
Dank seiner Härte und der eingelagerten Gerbsäure ist Eichenholz extrem widerstandsfähig gegen Wind und Wetter und kann auch jahrelang im Wasser stehen. Anlegestege für Schiffe waren (und sind teilweise bis heute) aus Eichenholz gefertigt. Im Haus schätzt man das dauerhafte Holz für Fussböden und charaktervolle Möbel. Ein Bett aus massiver Eiche ist, richtig hergestellt, fast unzerstörbar. Da werden auch ihre Urenkel noch seelig drin schlummern. Ein Anschaffungspreis, der sich mehr als lohnt. Das ist echte Nachhaltigkeit!
Eiche, Wildeiche oder Asteiche?
Abschliessend möchte ich etwas klären, was oft zu Fragen führt. Was ist der Unterschied zwischen Eiche, Wildeiche oder Asteiche? Alle Bezeichnungen meinen denselben Baum! Es geht bloss um die Sortierung des Holzes. Wählt man «Eiche» erhält man Eichenholz mit wenigen bis keinen Asteinschlüssen und Rissen im Holz. Die Oberfläche wirkt ruhig. Wild- oder Asteiche sind Synonyme und bezeichnen Holz mit Asteinschlüssen und Rissen. Ein Möbelstück aus Wildeiche wirkt entsprechend lebendiger und noch mehr als Unikat. Auf die Strapazier- und Widerstandsfähigkeit hat es keinen Einfluss.
Nun freue ich mich, Sie in zwei Wochen beim Thema «Kubus und Dekubitus» wieder dabei zu haben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohnberater und «Wildeiche»
Möchten Sie den HEIMisch-Blog auch in Zukunft erhalten?
Abonnieren Sie ganz einfach meinen Blog und Sie erhalten ihn zweiwöchentlich bequem ins elektronische Postfach geliefert.