Vagusnerv #110
Eine Datenautobahn im Körper
Es war ein Heidenspass!
Unser Lehrer leistete wieder einmal für drei Wochen Militärdienst, während dem er durch eine junge Lehrerin vertreten wurde. Sie war nett und wollte unser Bestes, wir jedoch hatten bloss Flausen im Kopf. Einmal monatlich stand Zahnpflege auf dem Programm und damals gehörten die Fluortabletten noch dazu, die wir alle hätten einnehmen sollen. Sollen.
Mann-o-Mann, flogen die weit!
Kaum wandte die Junglehrerin uns den Rücken zu, legten wir das Lesebuch mit der Oberkannte aufs Etui, das war die Abschussrampe. Die Tablette positionierten wir mitten auf dem Lesebuch und dann kam das 30 cm lange, biegsame Plastiklineal zum Einsatz. Ansetzen – zurückbiegen – nach vorne schnellen lassen. Ein feines «Pling» und die Tabletten schossen kreuz und quer durchs Klassenzimmer. Die Mutigsten schafften es, ihr Stück an der Wandtafel zerschellen zu lassen.
Alternativ funktionierten wir ausgediente Filzstifte zu Blasrohren um, formten aus Papier kleine Kügelchen und duellierten uns in epischen Schlachten zwischen den Pultreihen. Wurde eineR – hier ist das R am Schluss gerechtfertigt, die Mädchen beteiligten sich nicht an diesen vorpubertären Kindskopfspielen – also wurde einer erwischt, musste er die Tatwaffe auf der Stelle abgeben. Der Schmerz über den Verlust hielt sich in Grenzen, unter dem Pult warteten mindestens ein weiteres halbes Dutzend Dinger auf ihren Einsatz.
«Ihr reisst mir den letzten Nerv aus!» Die Lehrerin war irgendwann fertig mit den Nerven.
Dieses «Du reisst mir den letzten Nerv aus» oder als ebenso schöne Variante «Du gehst mir auf die Nerven» habe ich in der Kindheit und Jugendzeit Zuhause auch hin und wieder hören dürfen, und ich denke, Sie liebe Leserinnen und Leser kennen es womöglich auch?
Spricht es jemand aus, ist das ein eindeutiges Indiz für einen angespannten Vagusnerv.
«Hää?»
Das Hää beschreibt Ihre Reaktion auf meinen letzten Satz und ist mehr als verständlich, aber ich finde, er klingt herrlich oberklug, so als wäre ich im Minimum ein Professor der Medizin. Bin ich nicht, das ist sicher 😄.
Im HEIMisch-Blog #98 habe ich Ihnen Sympathikus («Leistungsnerv») und Parasympathikus («Ruhenerv») vorgestellt, das heisst, ich habe Ihnen erzählt wie wichtig es ist, dass diese beiden in einem gesunden Gleichgewicht stehen. Hier setze ich heute mit dem Vagusnerv ein, der Teil des Parasympathikus‘ ist. Er ist der wichtigste der zwölf Hirnnerven und verbindet das Gehirn mit fast allen Organen. Der Vagusnerv verläuft vom Gehirn bis in den Bauchraum und verfügt über rund 100‘000 Nervenfasern, um Informationen vom Gehirn zu den Organen und in umgekehrter Richtung zu transportieren. Das ist eine unfassbar leistungsfähige Datenautobahn, ohne die wir nicht funktionieren würden.
Jetzt wird es spannend!
Das Wissen um diese Zusammenhänge eröffnet uns die Möglichkeit, etwas Gewünschtes bewusst auszulösen. Indem wir den Vagusnerv gezielt aktivieren, können wir positive Effekte bei der Verdauung, Krampflinderung, Depressionen, Epilepsie, dem Körpergewicht oder der Entspannung auslösen.
Zum Schluss möchte ich Ihnen drei Übungen zur Aktivierung des Vagusnervs mitgeben, damit Sie besser entspannen – und schlafen – können.
- Legen Sie sich auf den Rücken und beide Hände entspannt auf den Bauch. Atmen Sie tief und völlig locker in den Bauchraum, so dass Sie spüren, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt. Lassen Sie dazu die Hände langsam und mit sanftem Druck kreisen. Machen Sie dies eine Minute – oder so lange, wie Sie Lust darauf haben. (Übrigens lässt sich diese Übung auch im Stehen oder Sitzen machen.)
- Legen Sie sich auf den Rücken und die Händen flach neben den Körper. Die Beine winkeln Sie an und stellen die Füsse hüftbreit hin. Lösen Sie das Gesäss vom Boden und heben es an, bis Oberschenkel und Oberkörper eine gerade Linie bilden. Spannen Sie Gesäss und Beine an, den Bauch lassen Sie entspannt. Halten Sie die Position etwa 15 Sekunden, bevor Sie in die Ausgangsstellung zurückkehren. Wiederholen Sie die Übung dreimal. Achtung: Beim Anheben und Halten atmen Sie langsam und bewusst AUS, beim Zurückgehen in die Ausgangsposition EIN.
- Setzen Sie sich aufrecht hin (Stuhl oder Meditationskissen) und machen Sie sich für eine kurze Meditation bereit. Wählen Sie völlig frei ein Wort, das Ihnen gefällt oder guttut – das ist Ihr Mantra. Schliessen Sie die Augen und atmen Sie ein paar Mal gemütlich und bewusst ein und aus. Sprechen Sie Ihr Mantra einige Male leise vor sich hin (oder auch nur in Gedanken) und spüren Sie dem Klang nach. Nehmen Sie sich etwa eine Viertelstunde Zeit und widmen Sie sich nur diesem einen Wort.
Viel Vergnügen bei der Entspannung!
Achtung:
Am 23. August erscheint ein Sonderblog, lassen Sie sich überraschen!
Ab heute den 16. August gelten übrigens bei uns wieder die regulären Öffnungszeiten. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Nun freue ich mich, Sie schon in einer Woche beim Thema «Sonderblog» wieder dabei zu haben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohnberater und Vagustonus-Aktivator
Möchten Sie den HEIMisch-Blog auch in Zukunft erhalten?
Abonnieren Sie ganz einfach meinen Blog und Sie erhalten ihn zweiwöchentlich bequem ins elektronische Postfach geliefert.
Danke für das Erinnern, lieber Bernhard und Grüße zu euch aus Hamburg!
Liebe Chris
Sehr gerne geschehen. Danke auch für die Treue zu meinem Blog.
Mit sommerlichen Grüssen zurück nach Hamburg.
Bernhard😎