Reisekissen #107
Der Strassenfeger
Erinnern Sie sich ans Jahr 1724, als das Fernsehprogramm noch vorgab, wann man vor dem Fernseher zu sitzen hatte, um sich eine bestimmte Sendung oder einen Film anzuschauen?
Dienstagabend, 19.05 Uhr, «Im Reich der wilden Tiere». Erinnern Sie sich? Das war ein Strassenfeger. Damit sind übrigens nicht jene Menschen gemeint, die für saubere Strassen sorgen, sondern Sendungen oder Vorkommnisse, welche die Strassen leer fegen. Wir konnten draussen vergnügt spielen, die Zeit interessierte niemanden, bis jemand einen Blick auf die neue Uhr mit Digitalanzeige warf – oft eine Casio – und laut rief: «Sieben Uhr ist schon vorbei!» Als wären wir ängstliche Geisslein und hätten den grossen, bösen Wolf gesehen, stoben wir auseinander und sassen gefühlte 38 Sekunden später vor dem Fernseher. In der Werbung badeten fröhliche Frauen ihre Hände in Palmolive Spülmittel, weil das für ihre Haut gaaaanz gut war und ein seriös aussehender Mitvierziger in Anzug und Krawatte beendete jeden seiner Werbespots mit dem Satz: «Persil, da weiss man, was man hat. Guten Abend.» Diese Zeit scheint unendlich weit zurückzuliegen – mindestens 300 Jahre – dabei reden wir bloss von 40 bis 50 Jährchen.
Punkt 20.15 Uhr startete der Spielfilm. Vater sass auf seinem angestammten Platz. Immer! Wir Kinder wagten es nie, ihm seinen Stammplatz streitig zu machen. Vom Film bekam er in der Regel nicht viel mit. Wir auch nicht, ausser wir drehten die Lautstärke auf, um sein Schnarchen zu übertönen. Ausser ein alter Schweizer Film lief. «Hinter den sieben Gleisen», «Ueli der Knecht» oder «Polizischt Wäckerli» hielten ihn mindestens eine halbe Stunde wach. Nur ganz wenige Filme schafften es, das Schnarchkonzert noch weiter hinauszuzögern. «HD-Soldat Läppli» war einer davon. Auch wir Kinder liebten diesen Film. Sollten Sie ihn nicht kennen, sich nicht mehr daran erinnern, oder einen verregneten Abend in einen unterhaltsamen verwandeln wollen, gönnen Sie ihn sich. Auf YouTube steht er kostenlos zur Verfügung.
Einige Szenen aus dem Film haben Legendenstatus, so zum Beispiel, als Läppli zum Strafexerzieren verdonnert wird und den «giftigen» Leutnant zum Wahnsinn treibt, oder als er Telefondienst hat und fröhlich grinsend den Hörer am Kabel durch die Luft wirbelt, während das Fräulein von der Telefonvermittlung ihn beschimpft. Mit am schönsten ist jene Szene, als er in Uniform und Rucksack – mit aufgeschnallter, blütenweisser Bettdecke – vor versammelter Kompanie in der Kaserne eintrifft. Meine Erinnerung hat mir einen Streich gespielt, ich habe gemeint, er habe das Kopfkissen dabei, aber es ist tatsächlich die Decke. Während ich schreibe, muss ich abermals über den gutmütigen Tollpatsch schmunzeln, der kein Fettnäpfchen auslässt.
Was früher als Decke oder Kissen galt, konnte kaum auf Reisen mitkommen – in die Kaserne schon gar nicht – ausser man hiess Theophil Läppli und schnallte es kurzerhand aussen auf den Rucksack.
Heute ist die Auswahl nicht bloss grösser, sie ist riesig, insbesondere, was Reisekissen anbelangt. Aufblasbar, halb aufblasbar, mit künstlichem oder natürlichem Füllmaterial, in sämtlichen Formen und Farben, leicht, sehr leicht, megaleicht, superduperhyperleicht, zum Wegwerfen billig bis sauteuer… Es scheint, als hätten Herr und Frau Schweizer auch auf Reisen gerne ihr eigenes Kissen dabei. Ultrabequem und ultraleicht soll es sein, aus natürlichen Stoffen bestehen, einen viermonatigen Dschungeltrip aushalten, wenig kosten und am Ende seiner Lebenszeit als Zutat in einer Lasagne gegessen werden können.
Ich muss gestehen, auf die Schnelle fällt mir kein Reisekissen aus meinem Sortiment ein, das alle diese Kriterien erfüllt. Gleichwohl freue ich mich, Ihnen eine Auswahl zu präsentieren, die nicht viel Platz wegnimmt und sich für Wohnwagen, Zelt oder SAC-Hütte sehr gut eignet.
Das DORMIENTE «Travelpillo Med» lässt sich schon auf der Reise als Stütze fürs Kreuz einsetzen, es passt in jedes Handgepäck und brilliert durch sein geringes Gewicht. Angekommen am Ziel schlafen Sie auf einem Kissen aus Biobaumwolle, gefüllt mit Naturlatex-Stäbchen. Natur pur unter ihrem Kopf, da lässt sich selig schlummern.
Das ADATTO Nackenkissen «piccolo» ist der kleine Bruder der grösseren Geschwister «medio» und «grande». Es überzeugt vor allem durch erstklassige Nackenstützfunktionen und ein kleines Packmass.
SAMINA schickt das Kissen «Hörnchen» ins Rennen, ein längeres schmales Kissen, das für verschiedene Einsatzmöglichkeiten genutzt werden kann. Der Bezug aus Bio-Baumwolle ist gefüllt mit kuscheliger Schafschurwolle, die temperaturausgleichend wirkt und allfälligen Schweiss aufnehmen und vom Kopf weg transportieren kann.
Das sind drei von insgesamt sechs Reisekissen aus meinem Angebot, die Gesamtübersicht finden Sie hier, darunter übrigens auch eines jener u‑förmigen Kissen, die man sich im Flugzeug oder Auto gerne um den Nacken legt – selbstverständlich aus biologischen Rohstoffen.
Zum Schluss noch eine Mitteilung in eigener Sache: Vom 29. Juli bis und mit 15. August haben wir reduzierte Öffnungszeiten. Unsere Ausstellung in Sempach Station ist in dieser Zeit nur auf Voranmeldung geöffnet.
Nun freue ich mich, Sie in zwei Wochen beim Thema «Open Air» wieder dabei zu haben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohnberater und Läppli-Fan
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