Nachhaltigkeit #57
Nachhaltig! Nachhaltig?
«Das ist heiss, nicht anrühren!», hat Ihr Mami gerufen. Als Dreikäsehoch haben Sie das natürlich selbst herausfinden wollen. Daraus resultiert haben Tränen und eine Brandblase. Und eine nachhaltige Erinnerung.
Mit «nachhaltig» ist in diesem Fall bleibend, anhaltend oder andauernd gemeint. Heute widmen wir uns jedoch der Nachhaltigkeit im ökologischen Sinn.
Wald- und Holznutzung sind die besten Beispiele, um Nachhaltigkeit zu veranschaulichen. Wer kurzfristig denkt und aus Profitgründen heute möglichst viel Bäume fällt, hat morgen, übermorgen und über-übermorgen nichts mehr. Oder wer nur fällt und nichts anpflanzt, muss sich nicht wundern, wenn es in Zukunft viel weniger zu ernten gibt. Nachhaltigkeit bedeutet, in Kreisläufen zu denken, und das kann über Jahrzehnte hinweg dauern.
«Im Luzerner Wald wächst jährlich so viel Holz nach, dass nachhaltig 340‘000 Kubikmeter geerntet werden könnten.» (aus: Nachhaltigkeitsbericht 2018, Zahlen und Fakten zum Zustand des Luzerner Waldes). Das heisst, man könnte jedes Jahr 340‘000 Kubikmeter Holz aus dem Luzerner Wald holen, ohne dass die Holzmasse insgesamt abnehmen würde. 340‘000 Kubikmeter ist ein Holzquader mit einem Meter Seitenlänge, der auf der Autobahn von Lausanne bis Vaduz reicht. Und übrigens, die Waldfläche der Schweiz wächst jedes Jahr um die Grösse des Bielersees. Quelle: www.waldschweiz.ch
Ich empfehle Ihnen dazu das Video von Erwin Thoma zu schauen
Holz – richtig verarbeitet – ist der nachhaltigste Werkstoff überhaupt!
Mit «richtig verarbeitet» meine ich Massivholz ohne giftige Leime oder Lacke. Nehmen Sie als Beispiel das Balkenbett in meinem Sortiment. Da finden Sie kein Metall, keinen Tropfen Leim und schon gar keinen Lack. Das Bett ist gebaut für die Ewigkeit und übersteht auch die wildesten Lebensstürme. Sie können es vererben und sogar Ihre Enkelkinder könnten noch darin schlafen. Wenn es endgültig niemand mehr will, können die Balken abgeschliffen und wiederverwertet werden, oder es spendet als Feuerholz viele Stunden Wärme. Beim Verbrennen wird so viel CO2 freigesetzt, wie im Holz gebunden worden ist, ebenso verhält es sich mit dem Feinstaub. Holz ist von allen Bau- und Werkstoffen am nachhaltigsten. Und es ist, über die ganze Lebenszeit gerechnet, deutlich günstiger als die Billigangebote, die nach wenigen Jahren auseinanderfallen.
Leider wird heute der Begriff «Nachhaltigkeit» für sehr vieles missbraucht, was in meinen Augen wenig mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Ein Beispiel gefällig? Der biologische Anbau. Man sagt, er sei nachhaltig. Ich sage «Achtung»! – Was meinen Sie zu biologischem Ingwer aus Ecuador? Darf Ingwer aus Ecuador in der Schweiz überhaupt das Etikett «biologisch» tragen?
Verstehen Sie mich richtig, ich bin für biologischen Anbau, sogar sehr! Aber ich frage mich manchmal, wo echt biologischer Anbau drinsteckt und wo vor allem gutes (lukratives) Marketing.
Ein weiteres Beispiel sind LED-Leuchtmittel und ‑Lampen. Letzthin hat mir ein Elektriker erzählt, dass LED-Leuchtmittel länger halten als herkömmliche Glühbirnen, aber das Vorschaltgerät häufig viel früher aussteigt und repariert respektive ersetzt werden muss. Da dieses aber relativ teuer sei, würde häufig gleich die ganze Lampe ausgewechselt. Bei vielen LED-Lampen ist das Leuchtmittel fest in der Lampe verbaut. Wenn es aussteigt, muss die ganze Lampe entsorgt werden.
Ist das jetzt wirklich nachhaltig?
Gerade bei elektronischen Geräten darf meines Erachtens nicht nur der Stromverbrauch betrachtet werden, ein ehrlicher Vergleich würde von der Herstellung über den Betrieb (inklusive Reparaturmöglichkeit, Lebensdauer und kritischen Inhaltsstoffen) bis hin zur Entsorgung respektive Wiederverwertung alles einbeziehen und zum Beispiel 20 Jahre dauern.
Liebe Leserinnen und Leser, verstehen Sie mich richtig, ich will keine Technologie schlecht reden oder eine andere beschönigen, ich finde nur, Vergleiche sollten fair sein und das Gesamtbild betrachten.
Vielleicht habe ich Sie mit meinen Ausführungen verunsichert oder gar verärgert? Das war nicht die Absicht. Ich wollte Sie einzig zum Nachdenken anregen und dazu ermuntern, sich einige Fragen zu stellen, wenn das nächste Mal etwas als «ultimative Lösung» angepriesen wird.
Zum Schluss nochmals der Hinweis, auf meine Betriebsferien light: Wie schon in den letzten Beiträgen angekündigt, bleibt mein Geschäft bis 15. August geschlossen, auf Anfrage nehme ich mir jedoch gerne Zeit für Sie.
Nun freue ich mich, Sie beim nächsten Blogbeitrag zum Thema «Schlafhygiene» wieder dabeizuhaben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohn-Berater und Nachhaltigkeiter
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Einmal mehr sehr treffend, ehrlich und wortewand geschrieben 😊
Darf ich diesen Newsletter auf unserer Homepage so verlinkt lassen?
Liebe Daniela
Herzlichen Dank für deinen Kommentar. Natürlich darfst du den Beitrag verlinken, was ich auch gleich mache. https://holz100.ch/2022/08/05/aufgeschnappt-zum-thema-nachhaltig/
Schöne Grüsse nach Steinen
Bernhard