Naturlatex/ Naturkautschuk
Erfahren Sie alles über Naturlatex/ Naturkautschuk, wie Gewinnung, Eigenschaften, Verwendung, Geschichte und vieles mehr.
Naturkautschuk/Naturlatex – der ultimative Rohstoff für Naturmatratzen
Wenn wir von Naturlatex sprechen, meinen wir den weissen Milchsaft, der aus dem ursprünglich in Brasilien beheimateten Kautschukbaum (Hevea brasiliens) durch Anritzen der Rinde, gezapft wird. Kautschuk besteht aus elastischen Polymeren (hochmolekulare, chemische Verbindungen), aus denen durch die Vulkanisation (Vermengen von Latex und Schwefel), Gummi hergestellt wird.
Die ältesten Nachweise von natürlichem Latex, gehen bis 1’600 v. Chr. zurück. Die mittelamerikanischen Indio-Völker nutzten den Kautschuk und stellten damals bereits Schläuche, Gefässe und auch Spiel-Bälle her.
Heute wird vorwiegend in Plantagen südostasiatischer Länder, wie auch in anderen tropischen Regionen Naturkautschuk produziert. Die Pflanze ist ein natürlich nachwachsender Rohstoff. Der Anbau und die Produktion stellen keine Belastung für die Umwelt dar.
Sein äusserst flexibles und druckbeständiges Material ist als Werkstoff für hochwertige Matratzenkerne geradezu prädestiniert. Die Naturlatexmatratzen sind viel geschmeidiger als herkömmliche, bieten einen optimalen Liegekomfort und verhindern durch die Punktelastizität Druckstellen und stören somit weder den Blutkreislauf noch das Nervensystem.
Übrigens! Der Name Latex (aus dem Spanischen Leche = Milch) erhielt dieser Baumsaft durch den Astronomen und Mathematiker Charles-Marie de la Condamine, der durch seine Südamerikareisen zwischen 1735 ‑1745 Bekanntheit erlangte.
Was spricht für Naturlatex/Naturkautschuk:
- ökologischer und 100% reiner, nachwachsender Rohstoff
- wird von Hand gewonnen
- leicht formbar und wasserabweisend
- Allergiker freundlich
- antiseptisch, hypoallergen
- milbenabweisend und bakterizid
- frei von Lösungsmitteln, FCKW und krebserregenden Stoffen
- atmungsaktiv
- offenporig -> gute Belüftung
- robust und langlebig (mind. 15 Jahre bei gleichbleibender Elastizität)
- wärme- und feuchtigkeitsregulierend
- hohe Punktelastizität
- angenehmes Liegegefühl
Produktebeispiele aus Naturlatex/Naturkautschuk
Matratzen
Schlafsysteme
Topper
Kissen
Die Gewinnung von Naturlatex/Naturkautschuk
Der Kautschukbaum, (Gummibaum) der zur Familie der Wolfsmilchgewächse gehört, benötigt ungefähr sechs Jahre Wachstumszeit bis er erntereif ist. Er kann bis zu 40 Meter hoch werden und einen Stammumfang bis zu 35 cm erreichen. Sein Anbau erfolgt heute fast ausschliesslich in Plantagen im südostasiatischen Raum. Ist die Zeit der Ernte gekommen, liefert der Gummibaum ca. 25 Jahre lang täglich 50 — 80 Gramm seines Saftes. Dabei wird die Rinde des Kautschukbaumes bogenförmig angeschnitten. Die austretende Milch fliesst in einen am Baum befestigten Behälter. Die Pflanze kann sich durch den austretenden Saft eigens gegen Bakterien und Schimmel schützen.
Der Gummisammler, auch Caucho genannt, sammelt die Tagesernte in einem Sammelbehälter und bringt diesen zur zentralen Abnahmestelle. Dort wird der Latex entweder direkt verarbeitet, oder exportiert.
Bei Naturkautschuk handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff, der von Hand geerntet wird. Dies garantiert eine nachhaltige und ökologische Gewinnung. Der Saft besteht zu etwa 70% aus Wasser und 30% aus Naturkautschuk, sowie aus Mineralien, Harzen und Proteinen und schmeckt auf unseren Zungen wie süsslicher Rahm. Er ist ein elastisches und geschmeidiges Material und gleichzeitig von Natur aus atmungsaktiv, antibakteriell und Allergiker freundlich. Deshalb eignet sich Latex so perfekt für die Produktion hochwertiger Matratzen.
Die Herstellung – vom Latex zur Matratze
Die Fertigung der meisten Matratzen aus Naturlatex wird nach dem «Dunlop-Verfahren» hergestellt. Die sogenannten Luftbläschen, die sich für die Naturlatex typische Elastizität verantwortlich zeigen, entstehen durch das Zufügen verschiedenster Hilfsmittel wie u.a. Schwefelverbindungen und das Aufschäumen der zentrifugierten Latexmilch. Diese Luftbläschen sind im Schaum eingeschlossen. Je nach Menge der zugeführten Luft, lässt sich bei der Produktion einer Naturlatex-Matratze der Härtegrad festlegen, bzw. regulieren. Hier gilt, je mehr Bläschen desto weicher die Matratze.
Dieser Latexschaum wird in hitzebeständige Formen gegossen, in die sogenannte Heizstifte eingearbeitet sind. Mit Hilfe der Vulkanisation wird der Schaum in der verschlossenen Form “gebacken”. Die senkrechten und tunnelähnlichen Löcher, welche die Heizstäbe hinterlassen, sind typisch für die unverkennbaren Liegeeigenschaften der Matratze. Dort wo die Latexmatratze ein Loch aufweist, ist sie weicher und so kann der Körper logischerweise tiefer einsinken.
Sind Mehrzonen-Matratzen ein Thema, (z.B. Schulter- Beckenbereich) können zusätzlich waagrecht verlaufende Heizstäbe eingesetzt werden. Um die bei der Herstellung entstandenen, latexeigenen Eiweisse zu eliminieren, wird der fertige Latexkern gründlichst gewaschen. Dieser Vorgang ist wichtig, weil Latexallergiker genau auf diese Proteine reagieren.
Die QUL-zertifizierten Matratzen werden grösstmöglich in Manufakturen im deutschsprachigen Raum gefertigt und bestehen ausschliesslich aus Naturprodukten.
Die Punktelastizität – und weitere Vorteile von Naturlatex-Matratzen
Was genau heisst das – Punktelastizität?
Nun, einfach erklärt heisst dies, dass das natürliche Material der Kautschukmatratze genau da nachgibt wo unser Körper Druck ausübt und dort sanft zurück federt, wo der Schlafende seine Position ändert.
Millionen kleiner Luftkammern machen Naturlatex unermüdlich punktelastisch und durch die Bewegung des Schlafenden entsteht ein permanenter Luftaustausch der dafür sorgt, dass die im Schlaf entstandene Luftfeuchtigkeit abgeleitet wird.
Ein orthopädisch richtiges Liegen ist durch die ungewöhnlich hohe Punktelastizität der Naturkautschuk-Matratze gewährleistet, denn sie bietet an jeder Stelle des Körpers die ideale Unterstützung. Dies sorgt beim Ruhenden für ein ausgesprochen angenehmes Liegeempfinden, denn die hohe Stützkraft lässt keine Druckstellen zu und stört somit weder die Blutzirkulation noch das Nervensystem.
Mit gutem Gewissen darf behauptet werden, dass eine Naturkautschuk-Matratze einen sehr hohen Liegekomfort bietet.
Am Ende ihrer Nutzungszeit, können Naturlatexmatratzen sogar recycelt werden. Derzeit wird jedoch nur die thermische Verwertung (= Nutzung der bei der Verbrennung entstehenden Energie) praktiziert.
Kein synthetisches Material kann diese Eigenschaften nur ansatzweise vorweisen.
Der synthetische Kautschuk
Bereits ab Mitte des 19 Jahrhunderts versuchten Forscher, Kautschuk synthetisch herzustellen. Der deutsche Chemiker Fritz Hofmann erhielt das Patent 1909 auf diesem Gebiet. Der synthetische Kautschuk war zunächst teurer und weniger widerstandsfähig als das Naturprodukt. In den 1920er Jahren entwickelte die I.G. Farbenindustrie einen neuen Kunststoff namens BUNA. Als Rohstoffe wurden zuerst Kohle und Kalk benötigt. Ab 1960 nutzten die Hersteller vor allem Erdöl als Basis. Die Weiterverarbeitung von synthetischem Kautschuk zu Gummi läuft ebenso ab wie bei natürlichem Kautschuk.
Übrigens war Kautschuk die ursprüngliche Bezeichnung für den Naturkautschuk. Mit der Entwicklung von Synthesekautschuken werden heute leider alle hochpolymeren Stoffe als «Kautschuk» bezeichnet.
Naturlatex versus synthetischen Latex
Kautschuk kann also auf zwei Arten hergestellt werden. Wir erhalten entweder Naturlatex aus 100% Naturkautschuk oder synthetischer Latex auf Rohölbasis (Kunststoff).
Die Vorteile von Naturlatex gegenüber synthetischem Latex will ich nachfolgend kurz erörtern.
Der Naturkautschuk ist ein nachwachsender Rohstoff, welcher von Hand ökologisch und schonend gewonnen wird. Der Energieaufwand (Herstellung und Transport) beträgt 10% gegenüber der chemischen Herstellung von Synthese-Latex aus Erdöl und Erdgas. Die Matratzen aus Naturlatex bieten eine viel höhere Punktelastizität und sind frei von Lösungsmitteln, FCKW und krebserregenden, chemischen Weichmachern.
Ich denke, diese Argumente sprechen für sich.
Leider ist der Begriff “Naturlatex” weder genormt noch geschützt. Der Kunde wird dadurch oft getäuscht mit der Angabe der Naturlatexanteile. Denn der Begriff “Naturlatex-Matratze” bedeutet nicht, dass ausschliesslich Naturkautschuk und kein synthetischer Latex verwendet wurde.
Die Angabe “100% Naturlatexanteil” ist folgendermassen zu interpretieren.
100% Naturlatex bedeutet, dass der Latexkern aus 100% natürlichem Material, rein pflanzlichen Ursprungs besteht. Es wurde also KEIN synthetisch erzeugter Kautschuk auf Rohölbasis verwendet!
Für die garantierte, lange Haltbarkeit wird lediglich das unbedenkliche Bindemittel, bestehend aus Schwefel, Zinkoxyd und Beschleuniger auf Basis von Zinksalzen, von höchstens 5% dem Matratzenrohling beigefügt.
Die Geschichte von Naturlatex/Naturkautschuk
Das Wort «Kautschuk» geht auf eine indigene Sprache Perus zurück. Der Ausdruck caa ochu ist aus den Wörtern caa (Baum, Holz) und ochu (Träne, Blut) gebildet. Damit wird auf den weissen Latexsaft (Milch) angespielt, welcher in den Kapillaren des Kautschukbaumes fliesst. Bei Verletzung der Rinde tropft dieser Milchsaft, der als Rohstoff zur Herstellung von Gummi dient, aus dem Baum. Der Ausdruck caa ochu wurde ins Spanische als Wort caucho übernommen, was die Bezeichnung für einen Gummisammler bedeutet.
Aus der Zeit 1600 v. Chr. stammen die ältesten bekannten Gegenstände aus Kautschuk. Die Völker des mittelamerikanischen Mesoamerika, ein damaliges Kulturareal wo Hochkulturen wie u.a. Azteken, Tolteken und Maya, sowie die indigenen Völker Amazoniens lebten, nutzten den Naturkautschuk bereits in präkolumbianischer Zeit auf vielfältige Weise. Unter anderem stellten sie Vollgummi-Bälle für rituelle Spiele her, wie archäologische Funde aus Guatemala City belegen.
Zudem sollen die Mayas ihre Füsse mit einem zwar begrenzt haltbaren, doch geschickt erschaffenen Gummiüberzug bedeckt haben. Überhaupt war der Kautschuk für das tägliche Leben in vielen Dingen sehr nützlich. Da der Kautschuk wasserabweisende Eigenschaften besitzt, wurden Stoffe für die Herstellung von Kleidungsstücken damit beschichtet. Ebenso erschufen die Menschen mit diesem Baumsaft praktische Dinge wie Schläuche, Gefässe und Fackeln. Sogar als Opfergabe zu feierlichen Anlässen und religiösen Volkszusammenkünften wurde er verwendet.
Bereits die Seefahrer, die ab 1492 nach Amerika kamen, berichteten von Gegenständen aus Kautschuk. Der spanische Eroberer Hernàn Cortés erwähnte einen hüpfenden Ball, bei dessen Spiel er beim Aztekenherrscher Montezuma beiwohnen durfte. Doch das Interesse für das elastische Material der Bälle blieb sowohl bei Columbus wie auch bei Cortés gering. Erst dem Naturforscher Charles-Marie de la Condamine (1701–1774) wurde der Nutzen, der Kautschuk haben könnte, bewusst. Er traf bei einer Amazonas-Expedition 1736 auf Indianerstämme, die mit dem geronnenen Saft von Bäumen Boote abdichteten und für Kinder Bälle formten. Er brachte den Kautschuk als «Kuriosität» mit nach Hause.
Zahlreiche Forscher experimentierten mit dem Rohstoff um dessen Eigenschaften zu verbessern. Doch erst 1839 wurde durch Charles Goodyear entdeckt, dass Kautschuk und Schwefel bei Erhitzung – der Vulkanisierung – zu einem Gummi führen, der bei Temperaturen von 0 bis 100° C stark und stabil bleibt. Er hatte die Vulkanisation erfunden und damit das erste Gummi. Der Begriff Vulkanisation geht auf Vulcanus zurück, den römischen Gott des Feuers und der Schmiedekunst.
Brasilien — Samenraub und Todesstrafe
Die Nachfrage nach Kautschuk stieg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts markant an. Der Rohstoff, der sich am besten für die Kautschukgewinnung eignete, stammte damals vom Baum Hevea brasiliensis aus Brasilien. Das Land verbot die Ausfuhr der Samen unter Androhung der Todesstrafe. Doch dem Abenteurer Henry Wickham gelang es 1876, die wertvollen Samen ausser Land zu schmuggeln. Diese wurden in London gekeimt und in Ceylon weitergezüchtet und bildeten schlussendlich den Grundstock des Plantagenkautschuks ausserhalb von Südamerika.
Kongo und Leopold II.
Die wilden Kautschukpflanzen in den Urwäldern von Kongo hingegen waren im Privatbesitz von König Leopold II. Auf grausamste Weise zwang er die Einheimischen zur Kautschukernte. Frauen und Kinder wurden als Geiseln genommen, Dörfer niedergebrannt und Gliedmassen amputiert, um bestimmte Kautschukförderquoten durchzusetzen. Doch der öffentliche Druck stieg stetig und endlich fand im Jahr 1908 das Schreckensregime von Leopold II. ein Ende. Dies u.a. auch aufgrund der Initiative des britischen Journalisten Edmund Morel und des Diplomaten Roger Casement.
Einen solch wahrhaft mutigen Journalismus, sowie solch beherzte Politiker lassen unsere heutige Zeit leider oft vermissen!
Weitere Entwicklungschritte
Die weitere Entwicklung des sogenannten «weissen Goldes» nahm seinen Lauf. Die Kautschuk-Plantagen setzten sich als wirtschaftlich Anbaumethode um 1918 durch und im Jahr 1928 ermöglichte die Erfindung des «Dunlop-Verfahrens» die Herstellung von Latexschaum-Matratzen. Eine alternative Methode entwickelte J.A. Talalay (Talalay-Verfahren) in den 1940-iger Jahren.
Der Anbau von ökologischen Latex-Plantagen startete in Sri Lanka 1997. Dabei sticht der Leitgedanke, Naturprodukte aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen herzustellen und dabei das ökologische und ökonomische Gleichgewicht zu bewahren, besonders hervor.
Zwei Videos über Naturlatex/Naturkautschuk
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