Fastwood #97
«Slowwood» statt «Fastfood»
«Nein, Mama, das ist wirklich lieb, aber ich habe keine Zeit. die Arbeit wächst mir über den Kopf.»
«Ach Jungchen, du arbeitest zu viel und schaust zu wenig auf deine Gesundheit. Ich verspreche dir, dass es nur eine Stunde dauern wird», insistiert Tante Emma.
«Mmommo, esch abe diii dooosch…»
«Junge!…» – immer wenn Emma früher bei ihrem mittlerweile 37-jährigen Sohn von «Jungchen» zu «Junge» wechselte, war Gefahr oder zumindest ein Tadel im Anzug – «… mit vollem Mund spricht man nicht! Auch nicht durchs Telefon!!»
«Mama, du hast recht, aber ich muss auf dem Weg ins Fitnesscenter essen, danach reicht es nicht mehr. Ich habe nur eineinviertel Stunden Zeit für Hin- und Rück-Weg, Training, Duschen und Essen», rechtfertigt er sich.
«Und überhaupt, was isst du eigentlich, wenn du nur so wenig Zeit hast?»
«Ich habe mir im Fastfood-Laden gegenüber schnell etwas geholt.»
«Habe ich es mir doch gedacht!», die Entrüstung ist unüberhörbar, «Da gibt man sich Mühe, den Nachwuchs gesund zu ernähren, und kaum sind sie ein Jährchen oder so ausgeflogen, stopfen sie bloss Faaschtfuud-Müll…»
Liebe HEIMisch-Blog-Leserinnen und ‑Leser, die Fortsetzung ersparen wir uns, aber das ist wieder einmal eine Geschichte mitten aus dem Leben gegriffen – vielleicht sogar aus Ihrem? Auch hier geht es mir nicht darum, etwas zu verteufeln oder für etwas zu missionieren. Ich weise bloss auf gewisse Sachverhalte hin, überlasse es jedoch Ihrer Eigenverantwortung, entsprechend zu handeln oder eben nicht.
Die folgende Geschichte kennen Sie möglicherweise ebenfalls aus eigener Erfahrung: Sie haben sich vor 20 Jahren ein Büchergestell eines grossen Möbelhauses aus dem Norden gekauft und packen nun die Einzelteile aus: 1 Schraube zu wenig, 2 Löcher nicht gebohrt, ein Mass um 3 Millimeter daneben und eine Bauanleitung in fehlerfreiem ChiSuaEngFiDeu (Chinesisch-Suaheli-Englisch-Finnisch-Deutsch). Wollten Sie am Schluss etwas Möbelähnliches im Zimmer stehen haben, brauchten Sie Nerven wie Drahtseile. Und durften nie umziehen. Nach dem zweiten Zusammensetzen hatte das «gute Stück» höchstens noch die Stabilität einer ausgetrockneten Sandburg. Man wusste nie, wie lange es noch steht.
Diese Zeiten sind mindestens zum Teil vorbei. Geblieben sind die oftmals nicht sehr naturnahen Materialien respektive eine zweifelhafte Langlebigkeit – «Fastwood» eben. Wobei Wood (Holz) durchaus irreführend sein kann. Mit Holz im eigentlichen Sinn haben viele dieser Dinger nur wenig gemein.
Wer billig («Fastwood») kauft, kauft zweimal. Oder dreimal. Oder noch öfters.
Man könnte am Beispiel eines Bettgestells nach 10 oder 15 Jahren sagen, dass es seine Schuldigkeit getan hat und gehen darf. Könnte man. Man könnte auch sagen, dass ein Bett mehrere Generationen überleben darf – in die Erbmasse fällt J – und immer wieder aufgefrischt werden kann, um in neuem Glanz zu erscheinen. Wetten, dass dieses Massivholz-Bett über alles gesehen, günstiger ist, und dazu viel gesünder und umweltverträglicher! Einziger Minuspunkt, es entspricht kaum der neusten Mode. Muss es das?
Ein solch hochwertiges Möbelstück ist dank schonender Trocknung, besserer Verleimung und ausgeklügelter Produktionsverfahren äusserst langlebig und qualitativ noch besser als ihre Vorläufer aus Grossmutters Zeiten. Und in jedem dieser «Schmuckstücke» – sei es nun ein Massivholz-Tisch, -Bett oder sonstiges -Möbel – steckt, trotz maschineller Unterstützung, viel Handarbeit sowie eine gehörige Portion Handwerker-Herz. Logischerweise dauert die Herstellung deutlich länger – «Slowwood» eben.
Das verstehe ich unter «Slowwood»
Falls Sie zur Gruppe der Slowfooder gehören (diese Bewegung gibt es tatsächlich), könnte es sein, dass Sie auch für Slowwod zu begeistern sind. Kommen Sie in meine Ausstellung in Sempach Station, und wir finden es heraus!
Nun freue ich mich, Sie in zwei Wochen beim Thema «Sympathie» wieder dabei zu haben.
Bis bald!
Ihr Bernhard Heim
Schlaf- und Wohnberater und Slowwood-Fan
Möchten Sie den HEIMisch-Blog auch in Zukunft erhalten?
Abonnieren Sie ganz einfach meinen Blog und Sie erhalten ihn zweiwöchentlich bequem ins elektronische Postfach geliefert.
Das war und bleibt immer meine Devise, etwas mehr sparen, dafür etwas Hochwertiges kaufen. Mein Bett, Schrank und Sofa sind bald zwanzig Jahre alt und noch gut im Schuss. Das Sofa brächte mal einen neuen Bezug, das Bett hat letzten Jahr eine neue Matratze bekommen, eine hochwertige vom Heimisch. Wer wenig Geld hat, kann auch mal im Brockenhaus nachschauen, dort gibt es zum Teil auch gute Möbel. Meinen Tannenkleiderschrank und Kommode sind auch von dort und habe schon viele Jahre auf dem Buckel und mehrere Umzüge überstanden. Überdies Fast Food finde ich gruslig.